Trügerische Vorstadtidylle

Unverblümt – Nichts ist privat

Quelle:moviepilot.de
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Unverblümt – Nichts ist privat (Originaltitel: Towelhead) habe ich nur zufällig entdeckt. Gehört habe ich von diesem Coming of Age- Streifen, der immerhin schon 2007 veröffentlicht wurde, vorher noch nie etwas. Kein Wunder, ist Unverblümt aus irgendeinem Grund bei uns nie im Kino, sondern nur auf DVD erschienen. Anscheinend war das Regiedebut von Drehbuchautor Alan Ball (American Beauty) kein Erfolg an den amerikanischen Kinokassen. Unverblümt ist allerdings ein gutes Beispiel dafür, dass kommerzieller Erfolg nicht immer unbedingt etwas über die Qualität aussagt.

Die 13-jährige libanesisch-amerikanische Jasira (Summer Bishil) lebt Anfang der 90er Jahre zur Zeit des ersten Golfkrieges mit ihrer Mutter (Maria Bello)  in Syracuse, New York. Nach einem prikären Zwischenfall mit dem Freund der Mutter, wird Jasira kurzerhand zu ihrem strengen libanesischen Vater (Peter Macdissi) nach Texas geschickt. Ihr Vater, Ingenieur und bekennender Christ, bemüht sich weltoffen zu sein und sich in die Gesellschaft zu integrieren, was ihm jedoch nur bedingt gelingt. Jasira leidet unter seinen konservativen Erziehungsmethoden und kapselt sich immer weiter von ihm ab. Währenddessen entdeckt die frühreife Jasira ihre Sexualität, was auch von der Männerwelt nicht unbemerkt bleibt. Doch nicht nur ein Junge aus der Schule macht ihr Avancen, auch der Vater vom Nachbarsjungen (Aaron Eckhart) zeigt mehr Interesse an ihr als er sollte. Zuflucht aus ihrem Gefühlschaos findet Jasira nur bei ihrer fürsorglichen Nachbarin Melina (Toni Colette).

Quelle:moviepilot.de
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Zunächst sollte man sich von diesem dämlichen deutschen Titel nicht abschrecken lassen. Wie so oft wird dieser nämlich dem Film nicht gerecht, denn es handelt sich hier nicht um eine belanglose Teenie-Komödie, sondern um eine kritisch-satirische Auseinandersetzung mit der amerikanischen Vorstadt. Wer American Beauty kennt,  ist mit diesem Genre bereits bestens vertraut. Genau wie American Beauty widmet sich Unverblümt den Abgründen hinter der scheinbar perfekten Fassade mit gepflegten Rasen und weißen Gartenzäunen. Kontroverse Themen kommen hier zur Sprache, Themen über die man nicht unbedingt gerne nachdenkt. Doch kindliche Sexualität sowie Sexualität zwischen Erwachsenen und Jugendlichen sollten, wie dieser Film zeigt, nicht unter den Teppich gekehrt werden. Dass Unverblümt die Gemüter spaltet, liegt sicherlich an der befremdlichen Art und Weise, wie mit diesen Tabuthemen umgegangen wird. Der Film verzichtet auf aufbauschende Dramatik und setzt dafür auf eine gewisse Leichtigkeit und Unaufgeregtheit. Doch der Film will nicht vermitteln, dass hier alles in Ordnung ist. Ganz im Gegenteil – die Geschichte wird lediglich aus der naiven, kindlichen Perspektive einer 13-jährigen erzählt, die überhaupt nicht begreift, was ihr gerade Schreckliches widerfährt. Unverblümt ist vor allem ein Statement dafür, dass Kinder auch dann noch Kinder sind, wenn sie selbst sich vielleicht schon für erwachsen halten. In diesem Alter kann man aber nicht immer einschätzen, was richtig und was falsch ist. Jasira gefällt es zwar, dass sie bereits über weibliche Reize verfügt und die damit verbundene Aufmerksamkeit, die sie erhält, dennoch trägt sie zu keinem Zeitpunkt die Verantwortung für das, was geschieht! Unverblümt ist provokant und schockierend, aber auch humorvoll und unterhaltsam. Zu verdanken ist das nicht nur dem gelungenen Drehbuch, sondern auch dem ausgezeichneten Cast. Aaron Eckhart und Toni Colette sind für ihre Charakterrollen bekannt und überzeugen auch hier in gewohnter Manier. Summer Bishil sticht dennoch mit ihrer Leistung hervor, denn sie hat den schwierigen Spagat zwischen kindlicher Unschuld und pubertärer Frühreife perfekt gemeistert. Ein empfehlenswerter Film, der für die Verbannung auf den DVD-Markt viel zu schade ist.   sk

USA 2007

Quelle: moviepilot.de
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Regie: Alan Ball

Schauspieler: u.a. Summer Bishil, Aaron Eckhart, Toni Colette, Maria Bello

Genre: Drama

Laufzeit: 124 Min.

Guck mal, wer da spricht… Phillipp Moog

Das neue Jahr bringt bei uns einige Veränderungen mit sich. Franzi hat ja schon unsere neue Kategorie Überraschungsei Sneak Preview vorgestellt, nun feiert unsere neue Reihe „Guck mal, wer da spricht…“ Premiere. In dieser Kategorie möchten wir uns einem nicht zu unterschätzenden Bestandteil von Film und Fernsehen widmen, nämlich der Synchronisation. Die Stimme ist neben der Körpersprache und Mimik der wichtigste Botschafter von Emotionen und entscheidet nicht zuletzt darüber, ob man eine Person sympathisch findet oder nicht. Nicht umsonst ärgern wir uns deshalb häufig über schlechte Synchronisationen und mögen es nicht, wenn ein Schauspieler plötzlich eine neue Stimme bekommt. „Guck mal, wer da spricht…“ widmet sich den Menschen hinter den Stimmen und zeigt auf, welche Schauspieler sich ein und den selben Sprecher teilen.

Quelle: wikipedia.de
Quelle: wikipedia.de

Den Anfang macht Phillipp Moog, ein Synchronsprecher, dessen Stimme ich mittlerweile sehr lieb gewonnen habe und beinahe überall heraushöre. Phillipp Moog, geboren 1961 in München, ist neben seiner Tätigkeit als Synchronsprecher auch als Schauspieler erfolgreich. Vor allem in Krimi-Serien wie Tatort oder Alarm für Cobra 11 ist er häufig zu sehen. Falls euch der Name kein Begriff ist, so kommt euch mit Sicherheit zumindest seine Stimme bekannt vor. Schaut doch mal in diesen Video-Clip rein:

Und, hat’s geklingelt? Bekannt ist Phillip Moog vor allem als deutsche Feststimme von Ewan McGregor (Big Fish, Illuminati), den er bereits seit 1994 synchronisiert. Ewan McGregor zählt zu meinen absoluten Lieblingsschauspielern, woran die Stimme von Phillipp Moog sicherlich einen großen Anteil hat. Seine Stimme verbinde ich vor allem mit Ewan McGregor, aber auch Owen Wilson (Midnight in Paris), Orlando Bloom (Herr der Ringe, Der Hobbit) und Guy Pearce (Momento) dürfen sich über diese charmante deutsche Stimme freuen. Serienfans bekommen Phillip Moog ebenfalls regelmäßig zu hören. Denn auch Barney Stinson (How I Met Your Mother), gespielt von Neil Patrick Harris, wird von Phillip Moog gesprochen. In Game of Thrones können wir ihn als Oberyn Martell (Pedro Pascall) hören. Zum Abschluss noch ein Video, in dem ihr Phillipp Moog als Stimme von Ewan McGregor in  Beginners hören könnt: