Den Osten entdecken – Eastside Tour #2: Neustrelitz

Eastside Tour Teil 2IIIEs geht auf Weihnachten zu und ich komme jetzt mal mit dem zweiten Teil meines Urlaubsberichtes um die Ecke, hin und wieder tanze ich gerne aus der Reihe. Ja, da war doch noch was… Ich habe die Fortführung des Berichtes nicht vergessen und es war eigentlich auch keine so extrem lange Pause zwischen den Teilen geplant, aber gut. Heute geht es nun endlich weiter auf unserer Reise durch den Osten. Wer möchte, kann hier noch mal nachlesen und sich ins Gedächtnis rufen, wo es als erstes hinging.

Der zweite Haltepunkt auf der Route war Neustrelitz, diesmal nur für eine Nacht. Ich hatte schon viel Gutes von der Stadt an der mecklenburgischen Seenplatte gehört und dachte, wenn wir sowieso schon mal in der Gegend sind, können wir dort auch einen kleinen Stopp einlegen. Übernachtet haben wir diesmal ganz rustikal auf einem Zeltplatz in der Nähe, der ganz versteckt im Wald mit eigenem Seestück liegt. Herrlich! Überhaupt habe ich bei der Urlaubsplanung sehr genau darauf geachtet, dass das Wasser nie weit weg ist. Zum Baden, Blick schweifen lassen oder einfach nur zum Wohlfühlen. Nichts geht an einem heißen Sommertag über eine Erfrischung im kühlen Nass.

Foto © Franziska Gurk
Foto © Franziska Gurk
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Foto © Franziska Gurk

In Neustrelitz angekommen, haben wir uns zunächst einen ersten Überblick über die Stadt verschafft und in Sichtweite der in weiten teilen historistischen Stadtkirche auf einem öffentlichen Parkplatz an der Bruchstraße, schräg gegenüber des Neuen Marktes geparkt. Den Weg zum Marktplatz mitsamt der Kirche und dem Rathaus findet man dann problemlos. Den Kirchturm sieht man über alle Dächer hinweg in den Himmel emporragen, also einfach immer der Nase nach.

Foto © Franziska Gurk
Foto © Franziska Gurk
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Der Turm wurde erst 1828, knapp 50 Jahre nach Beginn des Baus, angefügt. Foto © Franziska Gurk

Der für unsere Breiten sehr ungewöhnliche Markt eröffnet sich dem Besucher als groß angelegter quadratischer Platz mit einem kreisförmigen Zentrum, in dem sich wiederum ein quadratisches, plan gestaltetes Wasserspiel befindet und um das sich eine Ringstraße schmiegt. Von der Ringstraße gehen sternförmig acht weitere Straßen ab.  An dieser Stelle komme ich unweigerlich auf die Geschichte der noch sehr jungen Stadt zu sprechen, die eine ganz besondere ist. Neustrelitz gehört nämlich zu den wenigen barocken Planstädten Deutschlands und wurde als Residenzstadt der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz durch einen Aufruf im Jahre 1733 von Herzog Adolf Friedrich III. gegründet. So erklärt sich nicht nur der axial angelegte und in seinen Formen und Sichtachsen typisch barocke Marktplatz, sondern auch der sonst sehr großzügig gestaltete Stadtriss. Im Gegensatz zu Neuruppin, kann man in Neustrelitz also lange nach alten Stadtstrukturen oder mittelalterlicher Formensprache  suchen, man wird garantiert nicht fündig.

Foto © Franziska Gurk
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Das Neustrelitzer Rathaus, Foto © Franziska Gurk
Das Neustrelitzer Rathaus, Foto © Franziska Gurk

Das macht die Stadt aber nicht weniger interessant, im Gegenteil. Wenn von einer barocken Planstadt die Rede ist, dann liegt die Vermutung nahe, dass sich irgendwo in der Nähe auch eine barocke Schloss- und Parkanlage befinden muss. Ursprünglich gab es da auch eine (und zwar südwestlich des Marktes am Ende der Hauptachse), aber das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ein Jammer, vor allem für die Stadt, fühlen sich Touristen von Schlössern und schönen Bauten doch angezogen wie die Motten vom Licht. Verloren ist das Areal jedoch nicht, es stehen noch der klassizistische Hebetempel in der Sichtachse zum Schlossberg und der ebenfalls klassizistische Luisentempel, die Orangerie, das Kavaliershaus und die neogotische Kirche. Das ist doch noch allerhand, außerdem wurde der Barockgarten im Laufe der Zeit erweitert und nach Plänen von Lenné zum englischen Landschaftspark erweitert.

So sah's mal aus, das Schloss (um 1910)
So sah’s mal aus, das Schloss…
Den Luisentempel kann man auch heute noch bestaunen. Foto © PodraceHH
Den Luisentempel kann man auch heute noch bestaunen. Foto © PodraceHH
Auch die alte Orangerie haben sie wieder schön hergerichtet. Foto © Uwe Barghaan
Auch die alte Orangerie haben sie wieder schön hergerichtet. Foto © Uwe Barghaan

Wir hatten leider kaum Zeit uns das alles anzusehen, aber den Hafen haben wir erkundet. Zu dem kommt man, wenn man am sternförmigen Markt die zweite Abfahrt nach der Kirche (gegen den Uhrzeigersinn) nimmt – am besten zu Fuß. Dann kann man sich auch in Ruhe die schönen, größtenteils wieder hübsch hergerichteten klassizistischen Häuser und Häuschen und Jugendstilvillen ansehen, die für Brandenburg so typisch sind. Und irgendwann eröffnet sich einem rechterhand der Hafen des Zierker Sees, ganz schnuckelig und klein, aber natürlich mit Fischbude, einigen Cafés und Restaurants. Die Fischbude ist für mich immer ganz wichtig – Häfen können bei mir generell punkten, wenn es eine gibt. Für alle Nichtfischfans hält sie auch Bratwurst und Fritten bereit. Also habe ich mir zunächst das obligatorische Bismarck-Brötchen reingezwirbelt, dann haben wir das Bollwerk unsicher gemacht und dann einen Tee im Strandkorb in einem der Cafés geschlürft. Blöderweise ist der Besuchersteg, von dem aus man den See richtig sehen kann – denn der muss riesig sein – so versteckt hinter einem großen Backsteinbau, dass wir den gar nicht gesehen haben. Der Hafen ist in erster Linie für kleine bis mittelgroße Sportboote und Segler ausgelegt, denn die Mecklenburger Seenplatte ist ja dafür bekannt, dass man eben von einem zum nächsten See schippern kann. Irgendwann, wenn ich den Motorbootführerschein in der Tasche habe, mach ich das auch. Muss herrlich sein.

Foto © Franziska Gurk
Foto © Franziska Gurk

Es gibt also viel zu sehen in Neustrelitz, nicht zuletzt wahnsinnig schöne Architektur, trotz fehlenden Schlosses. Hier noch ein Beispiel.

Das Gymnasium Carolinum am Glambecker See - Was für 'ne Schule!
Das Gymnasium Carolinum am Glambecker See – Was für ’ne Schule! Hier ging auch Heinrich Schliemann – Entdecker des antiken Trojas – für ein Jahr zur Schule.

Übrigens: Im Stadtgebiet von Neustrelitz liegen 8 (!!!) Seen verteilt, die überwiegend auch zum Baden geeignet sind. Die Neustrelitzer Umgebung (inkl. Stadtgebiet) zählt sogar an die 30 Seen, die Auswahl an Badeplätzen ist also phänomenal groß, vielleicht schon mal als Tipp für die nächste Sommersaison!

 

Fleischlos unglücklich

Jurassic World

© Universal Pictures International Germany GmbH
© Universal Pictures International Germany GmbH

Ach herrlich, was für ein (herzhafter) Genuss! Das habe sowohl ich mir gedacht, als ich mir neulich endlich mal Jurassic World einverleibt habe (Entschuldigt die vielen Calauer, ich bin heute in Wortspiellaune) – als auch der Indominus Rex , der T-Rex unter den T-Rexen in der neuerlichen Fortführung der Spielbergs’schen Dino-Reihe. Super, die Saga geht weiter, aber mal ganz langsam und von vorne:

Die Grundstory der Vorgängerfilme dürfte ja in etwa bekannt sein. Wissenschaftlern gelingt es, mittels Gentechnik sämtliche Dinosauriergattungen wieder zum Leben zu erwecken. Um das unglaubliche auch für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen, wird ein Freizeitpark auf der Pazifikinsel Isla Nubla eröffnet. Einige Sicherheitslücken und andere missliche Umstände sorgen jedoch dafür, dass sich Tier und Mensch nicht nur einmal face to face begegnen und es auch nicht nur beim freundlichen Hallo sagen bleibt. Der Kampf um Leben und Tod beginnt und endet so schnell auch nicht. In den Teilen II und III der Saga hat Gründer John Hammond (Richard Attenborough) zwar von der Idee eines Dinosaurier-Freizeitparkes Abstand genommen, trotzdem verschlägt es das Forscherteam um Dr. Alan Grant (Sam Neill), Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) und Dr. Ellie Sattler (Laura Derm) immer wieder aus verschiedenen Gründen auf die Insel, auf der die Urzeittiere mittlerweile in Wildnis leben.

In Jurassic World wird die Idee des Parks nun wieder aufgegriffen. Mit Hilfe modernster Technik ist es inzwischen doch gelungen, eine futuristisch anmutende Parklandschaft mit allerlei Attraktionen zu schaffen. Wie im Ocean Park, gibt es in Jurassic World eine Art Delphinarium/ Orcanarium, nur dass in diesem Fall keine Delphine oder Orcas dressiert werden, sondern ein fleischfressender, riesiger Urzeitwal, der sogenannte Mosasaurus. Und als wäre das noch nicht angsteinflößend genug, hat das Forscherteam (das übrigens fast vollkommen neu besetzt wurde, u. a. mit „New Girl“-Darsteller Jake Johnson) im Genlabor nun auch einen, zu Anfang schon erwähnten, optimierten und „modifizierten“ Tyrannosaurus rex entwickelt – den Indominus Rex. Er lebt in völliger Isolation weit weg vom Besucherzentrum und wird durch eine riesige Betonmauer in Schach gehalten. Natürlich kommt es dennoch zum Ausbruch des gozillaverwandten Tieres, was sowieso schlecht ist, aber umso blöder, weil die fleischgewordene Genmanipulation nicht nur super sieht, hört und riecht, sondern auch über die Fähigkeit verfügt sich wie ein Chamäleon an die Umgebung anzupassen und zu schleichen wie ein Luchs. Das einzige, was da noch hilft, sind ein Rudel abgerichteter Velociraptoren und Owen Grady (Chris Pratt), der Held der Stunde.

Ohne Umschweife und geradeheraus: Jurassic World ist das, wonach es klingt. Nicht mehr und nicht weniger. Als eingefleischter Fan (der musste jetzt nochmal sein) des Saurier-Action-Epos‘ mit Kultstatus muss man den Film eigentlich gesehen haben, weil es sich halt einfach so gehört. Nicht, weil er  so unbeschreiblich gut ist. Da mache selbst ich mal eine Ausnahme, obwohl ich sonst überhaupt kein Fan von Sequels oder Spin-offs bin, weil ich’s generell wahnsinnig uncharmant finde, wenn es ganz offensichtlich nur um Geldmacherei geht. Natürlich geht das so gut wie jedes Mal in die Hose und da nimmt sich auch Jurassic World im Grunde nicht aus. Außerdem gilt, was in den 90ern cool war, ist es heute in neu aufgelegter Form wahrscheinlich nicht oder nicht mehr ganz so. Trotzdem: Spaß gemacht hat der Film irgendwie doch, schon aus nostalgischen Gründen.  Auch wenn man mit der Produktplatzierungen generell sparsamer und subtiler hätte umgehen sollen, die Handlung sowieso von vorne bis hinten vorhersehbar ist; trotz Logiklücken und mehr oder weniger unterirdischer Dialoge, überflüssiger Schmachtszenen und grauenhafter Pathetik. Ja, jetzt fragt man sich vielleicht zurecht, was genau an dem Film denn dann eigentlich gut ist. Künstlerisch und dramaturgisch nicht allzu viel, aber die Effekte sind gut, die Baby-Langhälse und Mini-Triceratopse (-topsi? -tops‘? Ich bitte um die Richtigstellung des Plurals) sind unwiderstehlich, Chris Pratt natürlich auch, außerdem fetzt der Freizeitpark (in den ich auf jeden Fall auch mal gehen würde, wenn es ihn gäbe und die Ausbruchgefahr minimiert wäre) und – ich erwähnte es bereits – der Fanfaktor spielt eben auch eine nicht ganz unerhebliche Rolle. Natürlich gesetzt den Fall, man ist einer. Wenn nicht, kann einem Jurassic World eigentlich auch gestohlen bleiben, zumal für den Nachfolgeteil der Jurassic-Park-Reihe noch nicht einmal mehr Steven Spielberg verantwortlich ist, sondern Regisseur und Drehbuchautor Collin Trevorrow. Der hat 14 Jahre nach Beendigung der Trilogie offenbar das große Geschäft gewittert. Vielleicht wäre mein Urteil noch ein klein wenig anders ausgefallen, wenn Spielberg selbst seine Finger mit im Spiel gehabt hätte? Hm, wer weiß. Der hat sich jedenfalls schon für den geplanten Nachfolgeteil vom Nachfolgeteil (Himmel!) als Regisseur und Produzent angekündigt. Und da ist er schon wieder: der Moment völliger Übersättigung. Bitte belasst es doch jetzt dabei! Unbegreiflich ist mir zudem auch, warum Omar Sy sich angesichts seines momentanen und hochverdienten Erfolges schlechterdings zu einer derart belanglosen Randrolle als Raptoren-„Dompteur“ hat abdegradieren lassen. Klar, Geld und so. Aber er hat schlicht und ergreifend besseres verdient und Hollywoods Image wird nicht besser, wenn es das nicht erkennt. Ob Sys eigener Ruf dadurch Schaden nimmt, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.

Mein Fazit ist also wie folgt: Fan-Sein oder Nicht-Fan-Sein, das ist hier die Frage… die über Anschauen oder Bleibenlassen entscheidet. Als Popcorn-Kino zum Abschalten ist der Film ganz OK und das darf ja auch mal sein.

© Universal Pictures International Germany GmbH
© Universal Pictures International Germany GmbH

US 2015

Produktion: u.a. Universal Pictures

Regie: Colin Trevorrow

Schauspieler: u.a. Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Omar Sy

Lief an am: 11.06.2015

Genre: Action, Abenteuer, Thriller, Science Fiction

Laufzeit: 124 Min.