Media Monday #137

media-monday_neuEinen wunderschönen guten Montagmorgen! Es ist schon fast wieder Mitte Februar – Mensch, wie die Zeit rast – aber wenigstens liegt die stressige Prüfungszeit nun hinter mir und ich bin wieder voll da. Der dieswöchige Media Monday ist bunt gemischt, von Drachen über Filmmusik und Serien bis hin zu nackten Tatsachen und Literatur ist alles dabei. Über Letzteres kann ich allerdings nur wenig neues berichten. Ich gelobe Besserung.   fg

1. Weil ich die Diskussion bei Facebook aufgeschnappt habe, gebe ich die Frage gerne direkt weiter: Welcher Film hätte eurer Meinung nach durch die Beteiligung von Drachen enorm gewonnen?

Drachen? Soweit es kein Film über Siegfried und Co. ist, bedarf es überhaupt keiner Drachen. Nein, ehrlich, keine Ahnung – Fantasy ist (mal abgesehen von „Harry Potter 1-100“) eh nicht mein bevorzugtes Genre. Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Beteiligung von Drachen dem Spitzenfilm „Sharknado“ noch den letzten (überflüssigen) Schliff verliehen hätte. 😀 Vielleicht eine Idee für Teil 2? Ich habe gehört, der soll kommen. Ich weiß nicht so recht, ob ich weinen oder lachen soll…

2. Wie wichtig ist euch die musikalische Untermalung bei Filmen? Und bevorzugt ihr eher Soundtracks oder Scores?

Sehr wichtig. Nur wenige Filme funktionieren ohne Soundtrack. Bestes und jüngstes Beispiel dafür ist „All Is Lost“ – ein Film, der völlig ohne musikalische Untermalung und Effektgeräusche auskommt und schon allein deswegen unbedingt sehenswert ist. Mich hat er schwer beeindruckt. Die meisten Blockbuster leben allerdings von ihren Soundtracks, da könnte ich jetzt eine Unmenge an Beispielen aufzählen. Der Soundtrack (und darin eingeschlossen auch die Scores) vermitteln ja eine bestimmte Stimmung. Ohne dass es dem Zuschauer bewusst ist, steigt er unwillkürlich darauf ein und wird durch alle nur erdenklichen Gefühlswelten manövriert. Was wären der „Fluch der Karibik“ ohne Abenteuermusik, „The Day After Tomorrow“ ohne die musikalische Endzeitstimmung,“Der König der Löwen“ ohne Musical-Euphorie und „Psycho“ ohne das fiese Suspense-Geigengequitsche in der Badewannenszene?! Genau. Nichts.

3. Aber wo wir gerade schon einmal beim Thema Musik sind: Es gibt ja diverse Filme, wo Stars sich auch mal als Gesangstalente versuchen. Welche dieser Darbietungen hat euch am meisten imponiert?

Ganz klar: „Ray“. Jamie Foxx hat’s wirklich drauf und hat ja nicht zuletzt dafür auch den Oscar als bester Hauptdarsteller erhalten.

4. Manche Reihen (also von Büchern, Serien oder Comics) scheinen sich endlos hinzuziehen. Manche verlieren im Laufe der Zeit an Qualität, manche halten ein konstant hohes Niveau. Wie steht ihr zu solchen Neverending-Stories und was wären eurer Meinung nach Positiv- oder Negativbeispiele?

Na ja, bei „How I Met Your Mother“ hatte man ja zwischenzeitlich mal das Gefühl, dass das Rätsel in 100 Jahren noch immer nicht gelüftet wird, aber dem ist ja nun doch nicht so. Ansonsten fällt mir da nichts ein. Höchstens die deutschen Telenovelas bzw. Laaaaangzeitserien wie Lindenstraße, GZSZ etc. Schaue ich aber selten bis gar nicht, höchstens mal sporadisch. Finde ich also weder positiv noch negativ.

5. Ich tue mich im Moment ein wenig schwer, all die Serien, Filme, Comics und Bücher zu sichten, die mich interessieren würden. Wie geht es euch in der Beziehung? Fühlt ihr euch auch manchmal erschlagen von der Flut an Neuveröffentlichungen und Altlasten oder seht ihr das ganz entspannt? Habt ihr schon mal eine Reihe bewusst nicht begonnen, in dem Wissen, dass diese zu viel eurer Zeit beanspruchen würde?

Das „Es-laufen-zu-viele-gute-Serien-aber-ich-habe-einfach-zu-wenig-Zeit“-Problem habe ich eher nicht, weil mich die meisten Serien sowieso nicht ansprechen. „Gilmore Girls“ leihe ich mir aber erst jetzt nach den Prüfungen von einer Freundin, weil das sonst wahrscheinlich übel ausgegangen wäre (obwohl ich die Serie natürlich schon kenne). Disziplin, Disziplin!^^ Schlimmer finde ich jedoch die Flut an Büchern, die mich im Moment überrollt…mein Bücherstapel wird und wird einfach nicht kleiner. Dafür brauche ich Muße und Zeit. So’n Film hingegen ist schnell mal geguckt und analysiert. Generell bevorzuge ich lieber das abgeschlossene, was eine Aussage/Sinngebung/Pointe enthält und ein bestimmtes Gefühl vermittelt (sprich Filme) und kann mich nur in wenige Serien wirklich eindenken, ohne zu schnell genervt zu sein. Deshalb habe ich viel Zeit für Filme aller Art.

6. Gewalt und Nacktheit waren seit jeher die größten Aufreger im Film- und Serienbusiness und brachten und bringen immer wieder die Leute auf die Barrikaden. Wie steht ihr dazu? Gewollte Provokation, sinnvolles Stilmittel, überflüssige Effekthascherei oder Freiheit der Kunstschaffenden?

Eine gute Frage in Anbetracht der derzeitigen Brisanz und des Hypes um „The Wolf of Wallstreet“ (in Bezug auf das Thema Nacktheit). Das muss man wohl immer von Fall zu Fall betrachten. Ich denke, dass Gewalt und Nacktheit durchaus legitime Stilmittel sein können, jedoch in Maßen und nicht in Massen – das vielleicht als allgemeine Richtlinie. Auf jeden Fall obliegt es der Freiheit der Kunstschaffenden, wie damit umgegangen wird und das ist grundsetzlich auch gut so.

7. Mein zuletzt gelesenes Buch war …oh je… und das war …hmmm… , weil …ach man… Ich lese 5 Bücher parallel, werde mit keinem fertig und sterbe ständig wieder ab. Das muss sich endlich ändern!

„Die Invasion der Camemberts“

Nichts zu verzollen

nichts-zu-verzollen7Wir erinnern uns: Nachdem Willkommen bei den Sch’tis (Originaltitel: Bienvenue chez les Ch’tis) 2010 zum bis heute erfolgreichsten französischen Film im eigenen Land avancierte, erschien 2011 die zweite Kino-Komödie des talentierten Schauspielers und Regisseurs Dany Boon – Nichts zu verzollen (Originaltitel: Rien à déclarer). Nicht nur in Frankreich konnten die Sch’tis dazumal die Massen begeistern, sie wurden auch in Deutschland zum absoluten Publikumsrenner. Ein Grund mehr, endlich auch den „Nachfolger“ mal genauer unter die Lupe zu nehmen und zu untersuchen, ob dessen Stoff den herrlich verschrobenen, aber durch und durch liebenswerten Nordfranzosen das Wasser reichen kann.

Die Zollbeamten Ruben Vandevoorde (Benoît Poelvoorde) und Mathias Ducatel (Dany Boon) mögen einander nicht besonders, um nicht zu sagen überhaupt nicht. Warum? Ganz einfach: Der eine ist Belgier und mit Leib und Seele Nationalist, der andere Franzose und genervt von der Idiotie des engstirnigen „Camembert-Hassers“. Gott sei Dank, gibt es eine klare und eindeutige Grenze mit je einer Zollstation auf jeder Seite, sodass man sich gegenseitig gepflegt aus dem Weg gehen und den Buckel runterrutschen kann. Dumm nur, dass die Grenzen im Zuge der Errichtung des europäischen Binnenmarktes 1993 frei passierbar und sämtliche Zollstationen mehr oder weniger überflüssig werden. Wie grässlich! Zum einen, weil Ruben nun die endgültige „Invasion der Camemberts“ befürchtet und zum anderen, weil ausgerechnet er (zur Bestrafung für seine immerwährenden Anfeindungen mit den französischen Kollegen) und der vorlaute Mathias, der sich im Gegensatz zu Ruben freiwillig meldet, eine binationale Fahndungspatrouille bilden sollen. Schreck lass nach – dem Belgier wird in Anbetracht dieser unumgänglichen Disziplinarmaßnahme heiß und kalt. Mathias hingegen geht ganz gezielt auf Konfrontationskurs, stellt dieser doch einen elementaren Bestandteil seines nicht ganz uneigennützigen Plans dar: Nachdem sich die schöne Louise (Julie Bernard), Rubens Schwester und Mathias‘ große Liebe, schweren Herzens dazu entschließt, sich wegen Ruben und des nicht weniger nationalistischen Rests der Familie von Mathias zu trennen, versucht dieser, sich mit Ruben zu versöhnen und seine Herzallerliebste auf diese Weise zurückzugewinnen. Wie so oft im Leben, ist der Weg das Ziel, der sich in diesem Fall aber nicht ganz einfach gestaltet und so einige skurril-komische Situationen heraufbeschwört…

Nichts zu verzollen trägt unverkennbar Boons Handschrift. Thema sind, wie schon bei den Sch’tis, die Differenzen zweier, auf den ersten Blick verschiedener Menschenschläge, die sich aber doch ähnlicher sind, als sie denken. Auch diese Komödie ist im französischen Norden angesiedelt, nur diesmal sind nicht die Sch’tis das seltsame und eigenbrödlerische Völkchen, das man nur bedauern kann, sondern die im Schatten Frankreichs stehenden Belgier. Diese Verschiebung ist wohl hausgemacht, konnten die Nordfranzosen (und mit ihnen der gebürtige Nord-Pas-De-Calaise Dany Boon) mit der erfolgreichen „Sch’ti-Komödie“ endlich den eigenen Stolz wiedergewinnen und sich emanzipieren. So ist auch die kuriose Übertragung des Sch’ti-Dialektes auf die Belgier zu erklären, die zunächst ein wenig verwundert. Auch in Nichts zu verzollen spielt Boon also mit Klischees, um sie komödiantisch peu à peu aufzulösen. Damit macht er es sich allerdings keineswegs einfach. Einen Rassisten zu bekehren, bedarf naturgemäß einiger Zeit, wenn es überhaupt gelingt, weswegen sich der Film (gefühlt) auch etwas in die Länge zieht. Das Ausloten dieser Nuancen ist Boon dennoch gut gelungen, denn eine zu schnelle Abkehr von Rubens Prinzipien wäre unglaubwürdig und geschönt. Gegen Ende wird die Komik durch einen sehr ernsten Moment durchbrochen, der aber nicht fremdkörperhaft anmutet. An Charme, Witz und Unterhaltsamkeit fehlt es der Boon’schen Komödie auf jeden Fall nicht.

Alles in allem orientiert sich Nichts zu verzollen in der Grundidee sehr an Willkommen bei den Sch’tis und ist sicher keine filmische Innovation. Dennoch ist die Komödie gelungen, wenn auch ein klein wenig langatmig. Wer Dany Boon und seinen außerordentlichen Humor jedoch schätzt, sollte ruhig mal einen Blick riskieren.

Nichts_zu_verzollenFR 2011

Produktion: Prokino

Regie: Dany Boon

Schauspieler: u.a. Dany Boon, Benoît Poelvoorde, Julie Bernard

Lief an am: 28.07.2011

Genre: Komödie

Laufzeit: 108 Min.