…völlig losgelöst von der Erde…

Gravity

gravity-19

Über viereinhalb Jahre hat es gedauert, bis die technischen Möglichkeiten soweit waren, dass Regisseur Alfonso Cuarón sein Weltraumepos Gravity verwirklichen konnte. Die lange Wartezeit hat sich gelohnt, denn nicht umsonst hat Gravity bei der diesjährigen Oscarverleihung ganze sieben Trophäen abgestaubt.

Der erfahrene Astronaut Matt Kowalsky (George Clooney) und die Wissenschaftlerin Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) sind zusammen mit drei anderen Astronauten auf einer Mission im Weltraum. Für Matt Kowalsky ist es der letzte, für Dr. Ryan Stone dagegen der erste Einsatz im All. Es ist ein einfacher Routineeinsatz – die Astronauten führen Reparaturarbeiten am Hubble-Weltraumteleskop durch, wobei sie in ständiger Verbindung mit der Kommandozentrale der  NASA stehen. Doch dieser Routineausflug gerät zur Katastophe, als der Einsatzort von umherfliegenden Satellitenteilen getroffen und das Shuttle zerstört wird. Kowalsky und Ryan befinden sich plötzlich ganz alleine – ohne jede Verbindung zur Erde – in den Tiefen des Weltalls. Ihre einzige Überlebenschance besteht darin, die ISS mit ihren Rettungskapseln zu erreichen, doch der Weg in der Schwerelosigkeit  ist weit und der Sauerstoff wird immer knapper…

gravity-16Gravity ist ein visuell makelloser, phantastisch gefilmter Weltraumthriller. Die atemberaubende Optik hat ohne Zweifel neue Maßstäbe gesetzt. Die Story ist ebenfalls gelungen und spannend, auch wenn die Abläufe nicht immer ganz logisch und nachvollziehbar sind. Der Regisseur hat zwar versucht, sich weitestgehend an die realen Bedingungen im Weltraum zu orientieren, hat dabei aber aus narrativen Gründen einige kleine Abstriche gemacht. Dennoch, was die Action angeht, ist an Gravity nichts auszusetzten. Die beklemmende Atmosphäre verursacht sicher bei einigen Zuschauern Platzangst. Mir persönlich fehlt es bei der Handlung aber etwas an Tiefe, so erfährt man kaum etwas über die Persönlichkeit der Austronauten und deren normales Leben auf der Erde. Dieser fehlende Bezug hat zumindest bei mir verhindert, dass ich mit den Figuren wirklich mitleiden konnte. Auch die Tatsache, dass Dr. Stone über den Unfalltod ihrer Tochter hinwegkommen und den Mut zum Neubeginn finden muss, bleibt blass. Allerdings ist die Wiedergeburtssymbolik, mit der wiederholt gearbeitet wird, in etwa als Stone in Fötusstellung verharrt, bevor sie einen letzten verzweifelten Überlebensversuch startet, durchaus einprägsam. Es gibt mittlerweile zahlreiche Interpretationstheorien, die Gravity einen tieferen Sinn geben wollen, zum Beispiel, dass Stone ab einem bestimmten Zeitpunkt alles nur halluziniert. Ich finde jedoch, man sollte Gravity als das sehen, was es ist: Ein beeindruckender Überlebenskampf in einer außergewöhnlichen Kulisse. Nicht mehr und nicht weniger. Neben der Technik überzeugt auch Sandra Bullock, die den Film ja praktisch alleine stemmt, wobei George Clooneys Part ruhig etwas größer hätte ausfallen dürfen.   sk

GB/US 2013Gravity

Regie: Alfonso Cuarón

Schauspieler: Sandra Bullock, George Clooney

Genre: Science-Fiction, Drama, Thriller

Lief an am: 03.10.13

Laufzeit: 91 Min.

Lustiger Klamauk

Taffe Mädels [DVD, Blu-ray]

big__taffe-maedels-review-002Ende letzten Monats auf DVD erschienen, also nicht mehr ultraneu, ist die Cop-Komödie Taffe Mädels (Originaltitel: The Heat) mit „Miss Undercover“ Sandra Bullock und Gilmore Girls-Sternchen Melissa McCarthy. Dass der Film im Sommer im Kino lief, ist irgendwie an mir vorbeigegangen, deshalb habe ich ihn mir jetzt auf DVD zu Gemüte geführt, denn als eingefleischter Bullock-Fan muss ich ja mitreden können.

Sarah Ashburn (Sandra Bullock) ist mit Leib und Seele FBI-Agentin – ehrgeizig, zielstrebig, intelligent und auf bestem Wege, befördert zu werden, wäre da nicht ihre etwas frostige und arrogante Art den Kollegen gegenüber. Um den Job zu bekommen, wird sie in Boston mit der Lösung eines Mafia-Falls betraut, bei dem sie ihre Kollegialität unter Beweis stellen soll. Naturgemäß lieber alleine unterwegs, muss sie dabei wohl oder übel mit Detective Joyce Nelson (Melissa McCarthy), einer sehr schlagfertigen (sowohl im übertragenen als auch im eigentlichen Sinne) und deshalb unbeliebten Polizistin, zusammenarbeiten. Allein dieses Unterfangen gestaltet sich zunächst schwierig, denn die beiden Frauen sind wohl das, was man gemein hin als Feuer und Wasser bezeichnen würde und weit davon entfernt, zu Arsch und Eimer zu werden. Besonders Ashburn muss sich von der vorlauten Nelson ziemlich unterbuttern lassen, was ihr als FBI-Agentin natürlich ziemlich gegen den Strich geht. Taff trifft auf taff – da sind Streitigkeiten und lustige Wortgefechte vorprogrammiert. Weil es in einem Ermittlungsfall aus vielerlei Gründen jedoch ratsam ist, miteinander d’accord zu gehen (Taktik ist schließlich alles und dann ist das Ganze ja auch eine Sache der Ehre und Seriösität!), raufen sich die beiden doch irgendwie, wenn auch widerwillig, zusammen und kämpfen schließlich gemeinsam und actionreich gegen das Böse. Was soll ich sagen, das kommt jetzt sicher nicht überraschend: am Ende bekommt die vollwaise Sarah eine Schwester.

Taffe Mädels ist kein Film, der ewig im Gedächtnis bleibt. Trotzdem ärgere ich mich ein bisschen, dass ich ihn mir nicht im Kino angeschaut habe, weil er doch eine gelungene Komödie ist. An manchen Stellen ist der Haudrauf-Humor vielleicht ein bisschen viel des Guten, aber das ist zu verschmerzen. Besonders überrascht hat mich Melissa McCarthy, die ich (zwar nicht nur, aber vor allem) als Sonnenschein Sookie aus Gilmore Girls kenne und die in diesem Film wie verwandelt scheint. Ich muss zugeben, dass ich mich an so viel Rotzigkeit und Mannsweibgebaren ihrerseits erstmal gewöhnen musste. Diese Wandelbarkeit spricht schauspielerisch allerdings eher für als gegen sie. Sandra Bullock hat mich auch nicht enttäuscht, also alles soweit im Lot. Einziger kleiner Störfaktor ist für mich die teilweise Unausgewogenheit zwischen den zwei Hauptcharakteren (die sicher auch nicht gewollt ist). Det. Nelson lässt Agentin Ashburn viel zu oft als Trottel dastehen. Selten bis gar nicht darf diese mal ihre Karten ausspielen. Wen das allerdings nicht stört und schon Filme wie Miss Undercover mochte, dürfte sich über Taffe Mädels freuen. Und ein Spin-Off wurde auch schon angekündigt.

TaffeMaedels_Poster_1400Verleiher: Fox Deutschland

Produktion: 20th Century Fox, USA 2013

Regie: Paul Feig

Schauspieler: u.a. Sandra Bullock, Melissa McCarthy, Demian Bichir, Marlon Wayans, Michael Rapaport

Laufzeit: 113 Min.

Genre: Komödie, Action, Krimi

DVD-/Blu-ray-Erscheinungsdatum: 31.10.2013