Den Osten entdecken – Eastside Tour #3: (Nun endlich) Der Darß

Eastside Tour Teil 3_1Längst überfällig ist dieser Beitrag, aber ich spare mir die Vorreden an dieser Stelle und steige besser gleich ein. Der dritte Stopp auf unserer Tour durch den Osten im vergangenen Jahr war der schöne, schöne Darß. Nun muss ich erstmal ein bisschen an den Schräubchen im Hirn drehen und die ganzen tollen Erinnerungen wieder vorkramen, aber… (kurzes Interferenzgeräusch: krrrrrrriiiiiiiiiikiiiiiiiiiiiiii [Jaha, es ist doch etwas aus dem Physikunterricht hängengeblieben]) da sind sie wieder! War gar nicht so schwer.

Nach dem dreitägigen Aufenthalt in Neuruppin und der Kurzbegegnung mit Neustrelitz, beides nachzulesen hier und hier, ging es also weiter gen Norden auf den Darß, genauer gesagt direkt in eine sehr schöne, schnuckelige Unterkunft am Bodden (Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft). Und zwar kamen wir für fünf lange (aber immer noch zu kurze) Tage im Saaler „Hofboddenblick“ beim netten Stefan, dem Hausherren, mit dem wir gleich per Du waren, unter.

Foto © Franziska Gurk
Foto © Franziska Gurk

Für alle, die ohne Kinder reisen oder sowieso mehr als nur einen Ort auf der Halbinsel erkunden wollen (ob mit Auto oder Rad), ist Saal ein wunderbarer Ausgangspunkt. Man guckt sozusagen gerade über den Saaler Bodden nach Wustrow oder nördlich nach Born und befindet sich unweit vom südlicher gelegeneren Ribnitz-Damgarten, von wo aus auch Boddenrundfahrten starten. Auch für Kurzentschlossene, die nicht Jahre im Voraus ihre Unterkunft buchen wollen – das muss man nämlich, wenn man direkt in einem der Küstenorte oder nahegelegenen Orte mit altem Reetdachbestand (Wieck oder Born) wohnen möchte – ist diese Ecke ein Geheimtipp.

Foto © Franziska Gurk
Foto © Franziska Gurk

Unsere erste Amtshandlung (nach Auspacken des ganzen Krempels) war natürlich eine Fahrt nach Zingst und die Begrüßung der Ostsee. Das geht ganz easy über die Meiningenbrücke bei Pruchten und schwups: sitzt man am Strand in Zingst. Gut, Auto parken uns so, bisschen laufen, aber dann wird man entlohnt, auch wenn es bei unserer Ankunft etwas bewölkt war. Macht nüscht, Ostsee ist immer schön und war an diesem Tag auch mal fast menschenleer. Herrlich.

 

Foto © Franziska Gurk
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Das obligatorische Strandkorbfoto. Foto © Franziska Gurk
Das obligatorische Möwenstrandkorbfoto. Foto © Franziska Gurk

Vorerst genug Ostseeluft geschnuppert, wanderten wir dann zurück durch den Ort zum Hafen. Mit „Hafen“ sind auf dem Darß immer die Anlegestellen am Bodden gemeint. In diesem Fall befindet sich der Hafen am sog. Zingster Strom. Auf ihm gelangt man zurück zur Boddenkette. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen verfügen alle Ostseebäder auf dem Fischland Darß sowohl über eine Seebrücke am Meer als auch über einen boddenseitigen Hafen. Ich möchte meinen, dass Ahrenshoop und Dierhagen keine Seebrücken haben, aber das nur so am Rande. Zurück zum Hafen in Zingst: Wer das gängige Touriprogramm möchte, kann von hier aus mit dem Schaufelraddampfer zur Boddenrundfahrt starten. Wer einfach nur auf der Suche nach einem leckeren Fischbrötchen ist und ein bisschen den Blick schweifen lassen möchte, wird beim Futter Kutter garantiert fündig. Da gibt es auch für kleines Geld „richitge“ Fischmahlzeiten.

Hafen Zingst, Foto © Franziska Gurk
Hafen Zingst, Foto © Franziska Gurk
Blick auf den Zingster Strom und die Insel "Große Kirr", Foto © Franziska Gurk
Blick auf den Zingster Strom und die Insel „Große Kirr“, Foto © Franziska Gurk
Der Schaufelraddampfer. Ich finde die Yacht interessanter. Foto Foto © Franziska Gurk
Besagter Schaufelraddampfer oder zumindest das Schaufelrad. Ich finde die Yacht aber interessanter. Foto © Franziska Gurk

Der zweite Tag war schön sonnig, bestes Badewetter, deshalb sind wir nach Dierhagen an den Strand gefahren. Die Sache mit dem Strandkorb konnte man zwar vergessen, weil auch hier alles heillos überfüllt war, aber wir haben auch so ein nettes Plätzchen im Sand ergattern können. Der Tag ging eigentlich komplett fürs Baden und in der Sonne liegen drauf, aber das muss auch mal sein. Abends waren wir auf Empfehlung einer Kommilitonin dann noch im Weitblick in Ahrenshoop, dort sollte man vor der Abenddämmerung aufschlagen, damit man bei einem Cocktail der Sonne beim Untergehen zusehen kann. Wir hatten zwar Glück, dass auch so noch ein Plätzchen frei war, aber reservieren schadet auch nichts. In jedem Fall ist es dort außerordentlich genial! Am besten lasse ich einfach die Bilder sprechen.

Am Dierhagener Strand, Foto © Franziska Gurk
Am Dierhagener Strand, Foto © Franziska Gurk
Weitblicken genießen im "Weitblick", Foto © Franziska Gurk
Weit blicken im „Weitblick“, Foto © Franziska Gurk
Foto © Franziska Gurk
Foto © Franziska Gurk

Eh ich’s vergesse: Ahrenshoop ist vor allem bei den Kunstliebhabern sehr beliebt, regelmäßig finden hier, neben dem alltäglichen Galeriebetrieb, Kunstauktionen statt. Mit ein bisschen Kleingeld kann man bei der Gelegenheit sehr schöne alte Stücke, meist mit regionalen Motiven ergattern. Ich kenne Leute, die hat deshalb das Auktionsfieber gepackt.

Auch am darauffolgenden Tag gab es Sonne satt. Das muss man ausnutzen, also… was soll ich sagen: es ging wieder an den Strand, diesmal irgendwo bei Dierhagen Ost an einen weniger bevölkerten Strandabschnitt ohne Strandkörbe. Da war’s sehr fein. Abends wurde Born unsicher gemacht. Das kleine Örtchen liegt zwischen Ahrenshoop und Prerow und zeichnet sich insbesondere durch seine schönen alten Kapitänshäuser aus. Außerdem ist der Blick von hier auf den Bodden einzigartig. Es folgen natürlich Bilder, was sonst.

Foto © Franziska Gurk
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Nicht alt, aber trotzdem schön. Foto © Franziska Gurk
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Boddenblick, Foto © Franziska Gurk

Am letzten Tag vor Abreise haben wir uns dann doch nochmal nach Prerow getraut. Zingst und Prerow verbinde ich mit Kindheit, oft habe ich hier – bzw. generell an der Ostsee – meine Ferien verbracht. Und meine Eltern auch… und deren Eltern und deren Eltern und dann sind wir so langsam in der Kaiserzeit, da dürfte dann Schluss sein. Will sagen, daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Ganz besonders in diese  zwei Orte pilgern jedes Jahr unzählige Familien mit Kindern oder vielleicht auch umgekehrt. Die Städte haben ganz gut darauf eingerichtet. Ich inwzischen nicht mehr so. Ich mag’s nicht gern, wenn es überlaufen ist und mit fremden Kindern spiele ich auch nicht mehr so gerne. Aber vielleicht sehe ich das auch wieder anders, wenn ich selber mal Kinder habe. Trotzdem war der Ausflug sehr schön. In Prerow angekommen, haben wir uns Fahrräder ausgeliehen und sind nach Darßer Ort gedüst, oder besser: geholpert. Darßer Ort befindet sich am obersten Zipfel des Darßes und weil dieser Bereich unter Naturschutz steht – auch Darßer Urwald genannt – gibt es hier nur Waldwege und eine grauenvolle Plattenstraße von anno dazumal. Aber: wir wollten Abenteuer, wir kriegten Abenteuer. Verstaut aber bei diesem Abenteuer eure Schlüssel gut, meinen habe ich dank der „Nullfederung“ meines Rades und der Urwaldstraße verloren. Pech. Wenn man dann aber mal angekommen ist, wird man mit einem wundertollen Leuchtturm und einem 1A Dünenstrand belohnt. Und natürlich mit einem unbezahlbaren Blick. Aber seht selbst.

Foto © Franziska Gurk
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Und diese schöne Treppe ging es hinauf. Foto © Franziska Gurk
Diese schöne Treppe ging es hinauf. Foto © Franziska Gurk

 

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Komm, ein Strandfoto geht noch. Foto © Franziska Gurk
Komm, ein Strandfoto geht noch. Foto © Franziska Gurk

Und zum Abschied gehört es sich so, der Ostsee ordentlich Lebewohl zu sagen. Mach’s gut. Tschüssikowski. Bis hoffentlich bald!

 

 

 

Den Osten entdecken – Eastside Tour #2: Neustrelitz

Eastside Tour Teil 2IIIEs geht auf Weihnachten zu und ich komme jetzt mal mit dem zweiten Teil meines Urlaubsberichtes um die Ecke, hin und wieder tanze ich gerne aus der Reihe. Ja, da war doch noch was… Ich habe die Fortführung des Berichtes nicht vergessen und es war eigentlich auch keine so extrem lange Pause zwischen den Teilen geplant, aber gut. Heute geht es nun endlich weiter auf unserer Reise durch den Osten. Wer möchte, kann hier noch mal nachlesen und sich ins Gedächtnis rufen, wo es als erstes hinging.

Der zweite Haltepunkt auf der Route war Neustrelitz, diesmal nur für eine Nacht. Ich hatte schon viel Gutes von der Stadt an der mecklenburgischen Seenplatte gehört und dachte, wenn wir sowieso schon mal in der Gegend sind, können wir dort auch einen kleinen Stopp einlegen. Übernachtet haben wir diesmal ganz rustikal auf einem Zeltplatz in der Nähe, der ganz versteckt im Wald mit eigenem Seestück liegt. Herrlich! Überhaupt habe ich bei der Urlaubsplanung sehr genau darauf geachtet, dass das Wasser nie weit weg ist. Zum Baden, Blick schweifen lassen oder einfach nur zum Wohlfühlen. Nichts geht an einem heißen Sommertag über eine Erfrischung im kühlen Nass.

Foto © Franziska Gurk
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Foto © Franziska Gurk

In Neustrelitz angekommen, haben wir uns zunächst einen ersten Überblick über die Stadt verschafft und in Sichtweite der in weiten teilen historistischen Stadtkirche auf einem öffentlichen Parkplatz an der Bruchstraße, schräg gegenüber des Neuen Marktes geparkt. Den Weg zum Marktplatz mitsamt der Kirche und dem Rathaus findet man dann problemlos. Den Kirchturm sieht man über alle Dächer hinweg in den Himmel emporragen, also einfach immer der Nase nach.

Foto © Franziska Gurk
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Der Turm wurde erst 1828, knapp 50 Jahre nach Beginn des Baus, angefügt. Foto © Franziska Gurk

Der für unsere Breiten sehr ungewöhnliche Markt eröffnet sich dem Besucher als groß angelegter quadratischer Platz mit einem kreisförmigen Zentrum, in dem sich wiederum ein quadratisches, plan gestaltetes Wasserspiel befindet und um das sich eine Ringstraße schmiegt. Von der Ringstraße gehen sternförmig acht weitere Straßen ab.  An dieser Stelle komme ich unweigerlich auf die Geschichte der noch sehr jungen Stadt zu sprechen, die eine ganz besondere ist. Neustrelitz gehört nämlich zu den wenigen barocken Planstädten Deutschlands und wurde als Residenzstadt der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz durch einen Aufruf im Jahre 1733 von Herzog Adolf Friedrich III. gegründet. So erklärt sich nicht nur der axial angelegte und in seinen Formen und Sichtachsen typisch barocke Marktplatz, sondern auch der sonst sehr großzügig gestaltete Stadtriss. Im Gegensatz zu Neuruppin, kann man in Neustrelitz also lange nach alten Stadtstrukturen oder mittelalterlicher Formensprache  suchen, man wird garantiert nicht fündig.

Foto © Franziska Gurk
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Das Neustrelitzer Rathaus, Foto © Franziska Gurk
Das Neustrelitzer Rathaus, Foto © Franziska Gurk

Das macht die Stadt aber nicht weniger interessant, im Gegenteil. Wenn von einer barocken Planstadt die Rede ist, dann liegt die Vermutung nahe, dass sich irgendwo in der Nähe auch eine barocke Schloss- und Parkanlage befinden muss. Ursprünglich gab es da auch eine (und zwar südwestlich des Marktes am Ende der Hauptachse), aber das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ein Jammer, vor allem für die Stadt, fühlen sich Touristen von Schlössern und schönen Bauten doch angezogen wie die Motten vom Licht. Verloren ist das Areal jedoch nicht, es stehen noch der klassizistische Hebetempel in der Sichtachse zum Schlossberg und der ebenfalls klassizistische Luisentempel, die Orangerie, das Kavaliershaus und die neogotische Kirche. Das ist doch noch allerhand, außerdem wurde der Barockgarten im Laufe der Zeit erweitert und nach Plänen von Lenné zum englischen Landschaftspark erweitert.

So sah's mal aus, das Schloss (um 1910)
So sah’s mal aus, das Schloss…
Den Luisentempel kann man auch heute noch bestaunen. Foto © PodraceHH
Den Luisentempel kann man auch heute noch bestaunen. Foto © PodraceHH
Auch die alte Orangerie haben sie wieder schön hergerichtet. Foto © Uwe Barghaan
Auch die alte Orangerie haben sie wieder schön hergerichtet. Foto © Uwe Barghaan

Wir hatten leider kaum Zeit uns das alles anzusehen, aber den Hafen haben wir erkundet. Zu dem kommt man, wenn man am sternförmigen Markt die zweite Abfahrt nach der Kirche (gegen den Uhrzeigersinn) nimmt – am besten zu Fuß. Dann kann man sich auch in Ruhe die schönen, größtenteils wieder hübsch hergerichteten klassizistischen Häuser und Häuschen und Jugendstilvillen ansehen, die für Brandenburg so typisch sind. Und irgendwann eröffnet sich einem rechterhand der Hafen des Zierker Sees, ganz schnuckelig und klein, aber natürlich mit Fischbude, einigen Cafés und Restaurants. Die Fischbude ist für mich immer ganz wichtig – Häfen können bei mir generell punkten, wenn es eine gibt. Für alle Nichtfischfans hält sie auch Bratwurst und Fritten bereit. Also habe ich mir zunächst das obligatorische Bismarck-Brötchen reingezwirbelt, dann haben wir das Bollwerk unsicher gemacht und dann einen Tee im Strandkorb in einem der Cafés geschlürft. Blöderweise ist der Besuchersteg, von dem aus man den See richtig sehen kann – denn der muss riesig sein – so versteckt hinter einem großen Backsteinbau, dass wir den gar nicht gesehen haben. Der Hafen ist in erster Linie für kleine bis mittelgroße Sportboote und Segler ausgelegt, denn die Mecklenburger Seenplatte ist ja dafür bekannt, dass man eben von einem zum nächsten See schippern kann. Irgendwann, wenn ich den Motorbootführerschein in der Tasche habe, mach ich das auch. Muss herrlich sein.

Foto © Franziska Gurk
Foto © Franziska Gurk

Es gibt also viel zu sehen in Neustrelitz, nicht zuletzt wahnsinnig schöne Architektur, trotz fehlenden Schlosses. Hier noch ein Beispiel.

Das Gymnasium Carolinum am Glambecker See - Was für 'ne Schule!
Das Gymnasium Carolinum am Glambecker See – Was für ’ne Schule! Hier ging auch Heinrich Schliemann – Entdecker des antiken Trojas – für ein Jahr zur Schule.

Übrigens: Im Stadtgebiet von Neustrelitz liegen 8 (!!!) Seen verteilt, die überwiegend auch zum Baden geeignet sind. Die Neustrelitzer Umgebung (inkl. Stadtgebiet) zählt sogar an die 30 Seen, die Auswahl an Badeplätzen ist also phänomenal groß, vielleicht schon mal als Tipp für die nächste Sommersaison!