Media Monday #134

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Mitten in den Prüfungsvorbereitungen freue ich mich diese Woche mit etwas Vergnüglichen starten zu können – das Medienjournal hat sich für den Media Monday nämlich wieder mal tolle Fragen ausgedacht!  

1. Was haltet ihr von den zahllosen Oscar-Artikeln und Prognosen, die derzeit wieder allerorten aus dem Boden schießen? Nett, unnötig, egal, spannend? Auch wenn die Oscarverleihung in den letzten Jahren kritisch beäugt wurde und etwas an Bedeutung verloren hat, freue ich mich immer wieder darauf und lese im Vorfeld alle Prognosen und Artikel, die mir so unterkommen.

2. Aber die Oscars sind ja auch immer noch mal ein Rückblick auf das vergangene Jahr und ich denke, wir haben alle so einige Filme konsumiert. Welcher Film, den ihr im letzten Jahr geschaut (!) habt, meint ihr, hätte das Zeug zum Kultfilm? Hm, schwierig.. ob ein Film Kult wird, ist ja immer schwer vorherzusehen. „Drecksau“ mit James McAvoy hat zumindest Potenzial. „Spring Breakers“ war zwar überhaupt nicht mein Fall, aber könnte es (wegen James Franco als Drogenbaron) auch zum Kultfilm schaffen.

3. Und dann bitte noch eine Empfehlung: Der ideale Anti-Schlechte-Laune-Film ist „Shaun of the Dead“ , weil der zum Schreien komisch ist und alle negativen Gedanken vertreibt .

4. Das Thema Comics hatten wir auch schon länger nicht mehr: Habt ihr euch vorgenommen, in der Richtung im noch jungen Jahr etwas zu lesen? Natürlich wenn ja was, wenn nein, warum nicht? Nein, Comics fallen gar nicht in mein Interessengebiet.

5. Eine Frage zum Thema Umzug fällt mir doch schon ein, weil das heute bei uns aktuell war: Was ist die eurer Meinung nach sinnvollste Art, die eigene Film- und Büchersammlung zu sortieren? Solange meine Sammlung noch recht übersichtlich ist, sortiere ich nach Genres und Themengebieten.

6. Und dann noch was zum Thema Emanzipation: Ich habe in letzter Zeit immer wieder gelesen, wie schlecht Frauen grundsätzlich in den meisten Filmen wegkommen und das sie kaum sinnvolle Rollen haben, bedeutend weniger Dialoge und wenn doch, dann meistens über die Hauptfigur, die natürlich meistens männlich ist. Nennt doch mal als Gegenbeispiel eine richtig starke, charakterlich ausgearbeitete, überzeugende und eigenständige Frauenfigur in Film oder Fernsehen. Darauf habe ich in letzter Zeit auch immer geachtet und es stimmt leider, da gibt es nicht viele Filme. Spontan fallen mir Julia Roberts in „Erin Brokovich“ und Jodie Foster in „Das Schweigen der Lämmer“ ein.

7. Meine zuletzt gesehener Film war „Super 8“ und der war ganz okay, weil er optisch ansprechend, die Story aber weniger überzeugend war.

sk

„Fuuuuuuck!“

All is Lost

all-is-lost-9_article„Liebe das Leben, entscheide dich dafür und wirf, um Gottes Willen, niemals die Flinte ins Korn!“ – Die Welt des Films scheint Anfang 2014 unter genau diesem Motto zu stehen, denn nach Das erstaunliche Leben des Walter Mitty schließt sich nun auch All is Lost diesem fabulösen Filmreigen an. Natürlich mit einigen Unterschieden, trifft es „Unseren Mann“ (Robert Redford), wie der erfahrene und unerschütterliche Einhandsegler ohne Namen im Abspann genannt wird, doch mehr als nur ein wenig härter als Walter Mitty, um nicht zu sagen eklatant härter, denn für ihn geht es buchstäblich um Leben und Tod.

Wasser rauscht. Leise hört man, wie sich irgendwo kleine Wellen brechen. Doch da ist noch etwas, ein Schaben, ein Donnern eines Gegenstandes gegen einen anderen. Ein Mann erwacht in einer Bootskajüte aus dem Schlaf und sieht das Unheil: Ein in der Hochsee treibender Schiffscontainer ist mit seiner Segelyacht kollidiert und hat Backboard ein ordentliches Loch hinterlassen. Mit einiger Kraft und Mühe gelingt es ihm, sich vom feststeckenden Container zu befreien und das bereits eingetretene, nicht wenige Wasser per Hand abzupumpen. Auch das klaffende Loch im Schiffsrumpf bekommt er mit viel Kleister und Segeltuch so einigermaßen wieder geflickt, die Bordelektronik jedoch ist nicht mehr zu retten, was das Navigieren und vor allem das Absetzen eines Notrufes ziemlich unmöglich macht. Nun heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und das Beste aus der Situation zu machen, was dem gleichmütigen Skipper auch während und nach einem heftigen, kaum zu beherrschenden Unwetter immernoch erstaunlich gut gelingt. Das Schiff oder das, was davon noch übrig ist, ist nun aber endgültig und wortwörtlich dem Untergang geweiht und muss geräumt werden. Mit einem Wasserkanister, den letzten Nahrungsrationen und einem altmodischen Handnavigator, mit dem er sich vorher noch nie ernsthaft beschäftigt hat, treibt er schließlich tagelang, mehr schlecht als recht, auf einer Rettungsinsel über die mächtige See. Die Reise wird zu einem Psychotrip, der sich von der ältesten und existenziellsten aller menschlichen Emotionen nährt – dem Willen zu überleben und damit auch der immer leiser werdenden Hoffnung, das doch noch Hilfe kommt.

All is Lost ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Kinoerlebnis. Schon die Liste der Darsteller liest sich ziemlich kurz – noch nie habe ich es erlebt, dass ein Film über die gesamte Spielzeit mit nur einem einzigen Protagonisten auskommt und trotzdem an keiner Stelle langweilt. Auch die gesprochene Sprache beschränkt sich auf nur wenige Minuten (wenn überhaupt), so z.B. auf den Versuch, mit der ledierten Elektronik einen Notruf abzusetzen oder auf ein paar wenige Fäkalausrufe, unter anderem auf das prägnante „Fuuuuuuck!“ gegen Ende des Films, das mehr als gerechtfertigt ist. Wie realistisch es ist, dass ein Mensch in solch einer Situation nicht doch irgendwann einmal beginnt, mit sich selbst zu reden, sei zwar dahin gestellt, aber die fehlende Sprache empfinde ich keineswegs als Manko. Im Gegenteil, der Film – oder besser: das Kammerspiel – hätte mit dem Einsatz von Monologen niemals eine solche Brillanz erreicht, denn erst die völlige Stille (die Nebengeräusche mal ausgenommen) erzeugt diese, für den Film so wichtige Beklemmung. Der Zuschauer versteht dadurch umso mehr, wie es sich anfühlen muss, tagelang völlig allein auf offenem Meer zu treiben. Auch der Soundtrack, wenn man von einem solchen überhaupt sprechen kann, ist mehr als zurückgenommen und das ist auch gut so. Des obligatorischen Streichorchesters bedarf es kaum. Was beim Ton eingespart wird, zeigt sich mit geballter Kamera- und Animationskraft in den klaren, unverfälschten Bildern und nicht zuletzt in der beeindruckenden Schauspielkunst des mittlerweile fast 80jährigen (!) Robert Redfords, den ich nie überzeugender erlebt habe. Nicht nur in puncto Schauspiel und Dramaturgie setzt der Film einen Akzent im sonst eher mainstreamen Hollywoodkino, auch der Schluss enstpricht nicht den gängigen Konventionen, denn der Zuschauer darf sich auf wunderbare Weise schließlich selbst aussuchen, ob die Hoffnung zu Leben siegt oder nicht.

Nach Cast Away – Verschollen (Originaltitel: Cast Away, 2000) mit Schauspiellegende Tom Hanks in der Hauptrolle ist All is Lost der erste Survival-Film, der es unbedingt wert ist, gesehen zu werden!

all-is-lost-posterUSA 2013

Produktion: Before The Door Pictures

Regie: J. C. Chandor

Schauspieler: Robert Redford

Lief an am: 09.01.2014

Genre: Abenteuer, Drama

Laufzeit: 106 Min.