Lustiger Klamauk

Taffe Mädels [DVD, Blu-ray]

big__taffe-maedels-review-002Ende letzten Monats auf DVD erschienen, also nicht mehr ultraneu, ist die Cop-Komödie Taffe Mädels (Originaltitel: The Heat) mit „Miss Undercover“ Sandra Bullock und Gilmore Girls-Sternchen Melissa McCarthy. Dass der Film im Sommer im Kino lief, ist irgendwie an mir vorbeigegangen, deshalb habe ich ihn mir jetzt auf DVD zu Gemüte geführt, denn als eingefleischter Bullock-Fan muss ich ja mitreden können.

Sarah Ashburn (Sandra Bullock) ist mit Leib und Seele FBI-Agentin – ehrgeizig, zielstrebig, intelligent und auf bestem Wege, befördert zu werden, wäre da nicht ihre etwas frostige und arrogante Art den Kollegen gegenüber. Um den Job zu bekommen, wird sie in Boston mit der Lösung eines Mafia-Falls betraut, bei dem sie ihre Kollegialität unter Beweis stellen soll. Naturgemäß lieber alleine unterwegs, muss sie dabei wohl oder übel mit Detective Joyce Nelson (Melissa McCarthy), einer sehr schlagfertigen (sowohl im übertragenen als auch im eigentlichen Sinne) und deshalb unbeliebten Polizistin, zusammenarbeiten. Allein dieses Unterfangen gestaltet sich zunächst schwierig, denn die beiden Frauen sind wohl das, was man gemein hin als Feuer und Wasser bezeichnen würde und weit davon entfernt, zu Arsch und Eimer zu werden. Besonders Ashburn muss sich von der vorlauten Nelson ziemlich unterbuttern lassen, was ihr als FBI-Agentin natürlich ziemlich gegen den Strich geht. Taff trifft auf taff – da sind Streitigkeiten und lustige Wortgefechte vorprogrammiert. Weil es in einem Ermittlungsfall aus vielerlei Gründen jedoch ratsam ist, miteinander d’accord zu gehen (Taktik ist schließlich alles und dann ist das Ganze ja auch eine Sache der Ehre und Seriösität!), raufen sich die beiden doch irgendwie, wenn auch widerwillig, zusammen und kämpfen schließlich gemeinsam und actionreich gegen das Böse. Was soll ich sagen, das kommt jetzt sicher nicht überraschend: am Ende bekommt die vollwaise Sarah eine Schwester.

Taffe Mädels ist kein Film, der ewig im Gedächtnis bleibt. Trotzdem ärgere ich mich ein bisschen, dass ich ihn mir nicht im Kino angeschaut habe, weil er doch eine gelungene Komödie ist. An manchen Stellen ist der Haudrauf-Humor vielleicht ein bisschen viel des Guten, aber das ist zu verschmerzen. Besonders überrascht hat mich Melissa McCarthy, die ich (zwar nicht nur, aber vor allem) als Sonnenschein Sookie aus Gilmore Girls kenne und die in diesem Film wie verwandelt scheint. Ich muss zugeben, dass ich mich an so viel Rotzigkeit und Mannsweibgebaren ihrerseits erstmal gewöhnen musste. Diese Wandelbarkeit spricht schauspielerisch allerdings eher für als gegen sie. Sandra Bullock hat mich auch nicht enttäuscht, also alles soweit im Lot. Einziger kleiner Störfaktor ist für mich die teilweise Unausgewogenheit zwischen den zwei Hauptcharakteren (die sicher auch nicht gewollt ist). Det. Nelson lässt Agentin Ashburn viel zu oft als Trottel dastehen. Selten bis gar nicht darf diese mal ihre Karten ausspielen. Wen das allerdings nicht stört und schon Filme wie Miss Undercover mochte, dürfte sich über Taffe Mädels freuen. Und ein Spin-Off wurde auch schon angekündigt.

TaffeMaedels_Poster_1400Verleiher: Fox Deutschland

Produktion: 20th Century Fox, USA 2013

Regie: Paul Feig

Schauspieler: u.a. Sandra Bullock, Melissa McCarthy, Demian Bichir, Marlon Wayans, Michael Rapaport

Laufzeit: 113 Min.

Genre: Komödie, Action, Krimi

DVD-/Blu-ray-Erscheinungsdatum: 31.10.2013

Licht am Ende des Steges

Der große Gatsby [DVD/Blu-ray]

FL01_010.jpgDas epochale literarische Meisterwerk Der große Gatsby (Original: The Great Gatsby) von F. Scott Fitzgerald ist Gegenstand der gleichnamigen Neuverfilmung von Baz Luhrmann und gehört zu einem der bedeutendsten Novellen der amerikanischen Moderne. Doch worum geht es da eigentlich genau? Die Geschichte spielt in den 1920ern, während der Goldenen Ära in New York, genauer gesagt auf Long Island. Hier leben die reichen und neureichen durch eine Bucht voneinander getrennt. Man mag sich nicht besonders. Der einst mittellose, aber durch gut laufende Geschäfte mittlerweile sehr wohlhabende Jay Gatsby hat sich im Neureichenviertel West Egg niedergelassen und das aus gutem Grund. Seine selbst entworfene Villa ließ er genau gegenüber seiner großen Liebe Daisy Buchanan erbauen, die mit Mann und Kind inzwischen in East Egg residiert. Von seinem Steg aus kann Gatsby das grüne Licht am gegenüberliegenden Steg genau beobachten – das Sinnbild seiner Sehnsucht nach Daisy. Er veranstaltet Partys, die einem Vergnügungspark gleich kommen und wie ein „kaleidoskopischer Karneval“ anmuten, einzig in der Hoffnung, Daisy wiederzusehen. Nick Carraway, Daisys Cousin, führt als Erzähler durch die Novelle, denn er ist nebenbei auch Gatsbys Nachbar und sein einziger Freund. Er hilft Gatsby dabei, seiner großen Liebe wieder näher zu kommen und muss mit der Zeit erkennen, wie selbstsüchtig, arrogant und vor allem leichtfertig diese Gesellschaft ist, mit der er sich tagtäglich umgibt. Der Held des Romans ist zweifelsohne Gatsby, dessen Taten und Wirken sich nur aus einem Motiv begründen. Liebe. Der Liebe zu Daisy. Und das macht ihn in diesen Kreisen zu etwas Seltenem.

Luhrmanns Gatsby beindruckt durch bombastische Bilder, wilde Kamerafahrten, dramatische Slowmos und Time Lapse und basslastige Discosounds à la Beyoncé und Jay-Z. Das mag nicht jedem gefallen. Zu viel Pomp und Protz, Unnatürlichkeit und Aufgeblasenheit wird dem Film nachgesagt. Auf den ersten Blick nichts für den anspruchsvollen Kinogänger mit Hang zum Tiefsinn. Auf den zweiten aber durchaus. Ist es nicht genau das, was die vielverfilmte und sagenumwobene Novelle von F. Scott Fitzgerald zu vermitteln vermag? Von Natürlichkeit und Mäßigkeit ist da kaum die Rede. Thema des Klassikers ist genau dieser Missstand – die Widersprüchlichkeit des „American Dream“. Sicherlich treibt Luhrmann die Dekadenz der New Yorker Upper Class der 20er Jahre szenisch und musikalisch auf die Spitze, aber genau hierdurch zeigt sich die grenzenlose Maßlosigkeit dieser Gesellschaftsschicht zu dieser Zeit, wie ich finde. Die Charaktere wirken surreal und wie aus einer anderen Welt – kaum des realistischen Denkens fähig, eingenommen von sich und dem Konsum. Tiefgründige Dialoge wären daher eher fehl am Platz. Nachdenklich macht der Film dennoch oder grade deswegen. Was sich damals in der Welt der High Society niemand auszusprechen traute, bleibt auch im Film unausgesprochen. Große Diskussionen über Sinn und Unsinn der Liebe sowie das Eingestehen von Fehlern oder gar Problemen waren unschicklich und unerwünscht. Die glitzernde Fassade sollte bitteschön glitzern bleiben! Ehebrüche ruinierten den Ruf unwiederbringlich. Zwar gibt sich das reiche Mädchen Daisy (Carey Mulligan), gefühlsbetont und zerbrechlich – was bleibt ist allerdings der Eindruck eines verwöhnten „It-Girls“, dem es ohne Tränen und übertriebenen Weltschmerz schnell langweilig werden würde. Das Hin- und Hergerissensein zwischen ihrem wohlhabenden Mann Tom Buchanan (Joel Edgerton) und ihrer verflossenen, einst mittellosen und nach Jahren plötzlich wieder auftauchenden Liebe Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio) scheint ihr daher gerade gelegen zu kommen. Aber für sie ist das Ganze nur ein Spiel. Für Gatsby hingegen keines. Es scheint so, als wäre Daisy seine große Liebe. Immer wiederkehrende Rückblicke zeigen dies deutlich. Oder ist sie für ihn nur das fleischgewordene Symbol einer „besseren“ Welt, zu der er aufgrund seiner Herkunft nie dazu gehört hat und es trotz schwer errungenem Reichtums auch nie wird, weil er nicht über blaues Blut verfügt? Diese Frage stellt man sich, kann sie allerdings spätestens nach dem durch Daisy verursachten Autounfall, den sich Gatsby ihr zu Liebe  auf seine Kappe schreibt, mit einem Nein beantworten. Die einzig wahre Liebe in diesem Film ist die Freundschaft zwischen Gatsby und Nick Carraway (Tobey Maguire). Letzterer muss ansehen, wie sein Freund ins Verderben rennt. Seine Erzählung über den großen Gatsby schließt er sowohl im Buch als auch im Film mit folgenden legendären Worten:

„Gatsby glaubte an das grüne Licht, an die wundervolle Zukunft, die Jahr für Jahr vor uns zurückweicht. Damals entwischte sie uns, aber was machte das schon? Morgen laufen wir schneller, strecken die Arme weiter aus und einen schönen Tages, so kämpfen wir weiter, wie Boote gegen den Strom. Und unablässig treibt es uns zurück in die Vergangenheit.“

Die DVD enthält drei nicht verwendete Szenen, inclusive eines alternativen Endes mit Gatsbys Vater und einem zufälligen Wiedertreffen von Nick und Tom. Die Sprachen sind Englisch und Deutsch, wahlweise mit Untertiteln. Auch der Soundtrack von Baz Luhrmann, Anton Monsted und Jay-Z, bestehend aus Songadaptionen von Amy Winehouse oder U2, neuinterpretiert von Musikgrößen wie Jack White, Florence and the Machine, Fergie, will.i.am, Lana Del Ray etc. ist sehr zu empfehlen – für mich der beste Soundtrack des Jahres.   fg

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AUS/USA 2013

Verleiher: Warner Bros. GmbH

Regie: Baz Luhrmann

Schauspieler: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Isla Fisher, Joel Edgerton

Laufzeit: ca. 137 Min.

Genre: Drama

DVD-/Blu-ray-Erscheinungsdatum: 20.09.2013