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Side Effects

In Steven Soderberghs SideSide-Effects-3_article Effects kämpft Rooney Mara an der Seite von Jude Law gegen Depressionen.

Emily (Rooney Mara) scheint mit ihrem Mann Martin (Channing Tatum) endlich ihr Glück gefunden zu haben. Der jungen Frau aus einfachen Verhältnissen stehen alle Türen offen, bis Martin eines Tages wegen Betrugs verhaftet wird und für mehrere Jahre hinter Gitter wandert. Emily ist von nun an auf sich gestellt und muss den Alltag alleine bewältigen. In ihrer Einsamkeit wird sie depressiv und begibt sich in therapeutische Behandlung. Jahre später wird Martin aus der Haft entlassen, doch Emily ist mit der Situation überfordert und ihre Depressionen verschlimmern sich. Nach ihrem ersten Selbstmordversuch werden ihr vom behandelnden Psychiater im Krankenhaus (Jude Law) Psychopharmaka verschrieben. Zunächst scheinen ihr die Medikamente zu helfen, doch dann machen sich die ersten Nebenwirkungen bemerkbar.

Side Effects beginnt als Drama, entwickelt sich aber sehr schnell zum packenden Thriller mit überraschenden Twists und Wendungen. Der elegante Thriller erinnert ein wenig an die glorreiche Hitchcock Ära – aber eben nur fast. Side Effects schafft es zwar durchaus zu überraschen, aber nicht wirklich zu faszinieren. Leider konnte sich Steven Soderbergh nicht entscheiden, ob er eine Kampagne gegen die Pharmaindustrie oder doch lieber einen spannenden Thriller drehen will. Die Kombination aus beidem gelingt nur ansatzweise. Auf ganzer Linie punktet Side Effects dafür jedoch mit seinem Schauspielensemble! Rooney Mara kann man durchaus als Idealbesetzung für die junge Emily bezeichnen und Catherine Zeta-Jones und Jude Law spielen auf gewohnt hohem Niveau. Alles in allem ist Side Effects  ein guter Film, aber kein Thriller der lange in Erinnerung bleibt.   sk

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Regie: Steven Soderbergh

Darsteller: Rooney Mara, Jude Law, Catherine Zeta-Jones

Genre: Thriller, Drama

Laufzeit: 106 Minuten

Lief an am: 25.04.2013

 

 

 

Genialer Nonsense made in Görliwood

Grand Budapest Hotel

Es gibt Filme, die bedürfen keines tieferen Sinnes und machen trotzdem jede Menge Spaß. Wes Anderson ist Meister auf diesem Gebiet und versteht es wie kein Zweiter, neue, unverschämt charmante Welten zu erschaffen. Eine dieser Welten ist die fiktive Republik Zubrowka mit ihren herrlich verschrobenen Bewohnern und selbstverständlich mit eigener Währung (Zubrowska Klübecks) und Tages-Presse (Trans-Alpine Yodel) – irgendwo im bergigen Europa gelegen. Ich habe vergangene Woche mal für ein paar Stunden zubrowkanische Luft geschnuppert und mich in zugige Höhen begeben.

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Quelle: creativereview.co.uk

Auf drei Handlungsebenen erzählt, erfährt der Zuschauer die Geschichte, die sich um das namensgebende Grand Budapest Hotel in der kleinen Bergstadt Nebelsberg rankt. Die alles umschließende Rahmenerzählung zeigt ein junges Mädchen, das sich in ein Buch über das Grand Budapest Hotel vertieft. Der namenslose Ich-Erzähler (Jude Law) berichtet zunächst von seinem Eintreffen im Hotel im Jahre 1985. Hier begegnet er dem bescheidenen, alten Besitzer Zéro Moustafa (Fahrid Murray Abraham), der ihm beim Dinner in dem schier endlos erscheinenden Speisesaal seine Lebensgeschichte offenbart – die eigentliche Handlung des Films.

Man schreibt das Jahr 1932, als der junge Flüchlting Zéro (Tony Revolori) nach Nebelsberg kommt und ein neues, vermeintlich unbeschwerteres Leben als „Lobby Boy“ im Grand Budapest Hotel beginnt. Der überkorrekte Concierge Gustav H. (Ralph Fiennes) nimmt Zéro unter seine Fittiche und lehrt ihm das Hotellerie-1×1. Schnell entwickelt sich aus der Lehrer-Schüler-Beziehung ein kameradschaftliches Miteinander. Zusammen erleben Gustav und Zéro eine abenteuerliche Reise, die Monsieur Gustav fälschlicherweise ins Gefängnis bringt und Zéro dazu nötigt, zu unlauteren Mitteln zu greifen, um seinen Mentor aus den Fängen der Justiz zu befreien. Der Plan gelingt und der Monsieur kommt frei. Nun ist es wichtig, keine Zeit zu verlieren und schleunigst dem Ursprung allen Übels auf die Spur zu kommen.

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Quelle: mostmetro.com

Natürlich ist dies nur die Kurzfassung einer um ein Vielfaches komplexeren Story, die letztlich auch erklärt, wie und warum Zéro zum Erbe des sagenumwobenen Grand Budapest Hotels und Teil eines riesigen Vermächtnisses wird. Zu viel möchte ich an dieser Stelle aber natürlich noch nicht verraten. Wes Andersons neues Meisterwerk ist das Ergebnis einer Spitzenproduktion mit etlichen bekannten Gesichtern, nicht nur aus Hollywood. Neben Schauspielgrößen wie Ralph Fiennes, Jude Law, Adrien Brody und – wer hätte es gedacht – Anderson-Lieblingen wie Bill Murray, Edward Norton und Tilda Swinton (in einer herrlich blöden Verkleidung), bekommen auch deutsche Darsteller wie Volker Michalowski (Zack! Comedy nach Maß, Inglourious Bastards), Florian Lukas (Weissensee, Nordwand), Karl Markovics (Nanga Parbat) und Matthias Matschke (Soloalbum, Pastewka) einen maßgeblichen, wenngleich kurzweiligen Auftritt. Trotz Blockbuster-Budget und überdimensionalem Casts, katapultiert sich Wes Anderson mit Grand Budapest Hotel (Originaltitel: The Grand Budapest Hotel) erneut in eine andere Film-Liga und beweist einmal mehr seine kongenialen Fähigkeiten als Regisseur. Der Film besticht, in gewohnter Anderson-Manier, durch seine außergewöhnliche Erzählweise und den typisch schrägen Humor, seine skurrilen, aber dennoch (überwiegend) liebenswerten Charaktere, ausnahmslos bezaubernden Kulissen und nicht zuletzt durch seine wunderbare Farbenpracht. Szenerie und Handlung sind zwar fiktiv, orientieren sich aber partiell an real existierenden Schauplätzen und historischen Gegebenheiten. So ist die Bezeichnung der faschistischen Militäreinheit „ZZ“ bewusst gewählt und an die SS im Dritten Reich angelehnt. Auch das Hotel selbst wurde nach architektonischen Vorbildern im tschechischen Karlsbad erdacht. Überhaupt scheint Anderson viele seiner Inspirationen aus der prachtvollen Bäderstadt bezogen zu haben, denn auch das Standbild der Gämse und die pittoreske Standseilbahn sind zweier berühmter Karlsbader Wahrzeichen nachempfunden. Für die Geschichte selbst bediente sich Anderson verschiedener Werke Stefan Zweigs – hierbei unter anderem der Novelle „Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau“ sowie seiner Autobiografie „Die Welt von Gestern – Erinnerungen eines Europäers“ – die ihn nachhaltig beeindruckten.

Gedreht wurde der Film aber keineswegs in Karlsbad, sondern fast ausschließlich im wunderschönen Görlitz, das im Krieg wenig bis gar nicht zerstört wurde und dessen unberührte, epochenübergreifende Architektur als Filmkulisse geradezu prädestiniert ist. Diese Tatsache ist mittlerweile auch bis nach Hollywood durchgesickert und nun wohl auch zu Wes Anderson, der die kleine Stadt vor über einem Jahr in helle Aufruhr versetzte. Das Ergebnis kann sich allemal sehen lassen: Grand Budapest Hotel ist an künstlerischer Qualität und Liebe zum Detail kaum zu übertreffen und nimmt in der sonst eher eintönigen Hollywood-Filmlandschaft einen ganz besonderen Platz ein.   fg

USA/DE/GB 2014

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Quelle: moviepilot.de

Produktion: American Empirical Pictures

Regie: Wes Anderson

Schauspieler: u.a. Ralph Fiennes, Tony Revolori, Jude Law, F. Murray Abraham, Adrien Brody, Mathieu Amalric, Willem Dafoe, Harvey Keitel

Lief an am: 6.3.2014

Laufzeit: 101 Min.

Genre: Komödie