Es ist schon etwas her, aber ich erinnere mich noch an Missy Elliott. Sogar ganz gut. Das war meine Zeit, in der Disse mit zarten 16, ach war das schön. Hip Hop, was habe ich dich geliebt. Ich liebe dich immer noch, aber Missy ist inzwischen aus meinem CD-Regal verschwunden.
An die Teletubbies erinnere ich mich auch. Allerdings weniger gut. War schon nicht mehr meine Zeit, aber die meiner Cousine. Und ich habe aus Respekt mitgeschaut und mir Tag für Tag die quikende Sonne und die dicken bunten Antennen-Monchichis gegeben.
Beides sind Kultur-Trash-Relikte aus längst vergangenen Tagen. Heute sind sie mir wieder begegnet. Dank Internet. Youtube kann Tage retten. Wenn ich damals schon gewusst hätte, dass die ollen Tubbies so auf Missy abgehen, hätte ich vielleicht anders über sie gedacht.
By the way: Mir ist jüngst zu Ohren gekommen, dass die BBC ein Remake der Teletubbies plant. Juchu. Äh, eh-oh!
Der Januar in Bamberg steht jedes Jahr ganz im Zeichen des Films, so auch dieses. Gestern gingen die Bamberger Kurzfilmtage zu Ende und ich habe im Laufe der vergangenen Woche natürlich auch mal vorbeigeschaut. Weil man ganz schlecht auf allen Hochzeiten tanzen kann, habe ich mich dieses Jahr für die Rubrik „Regionalfilm“ entschieden. Die lief am Samstag im historischen Luli-Kinosaal des ehemaligen „Ufa Kinocenters“ (vorher „Tonbild-Theater Luidpoldsäle“, ca. ab 1910), das 2000 geschlossen wurde. Heute befindet sich in einem Teil der Räumlichkeiten ein Orient-Teppichhandel. Jedes Jahr gibt der Herr Teppichladenbesitzer den großen Luli-Saal im Obergeschoss für die Kurzfilmtage frei – für den guten Zweck und damit nicht ganz in Vergessenheit gerät, wozu der Raum ursprünglich genutzt wurde. Daumen hoch!
Zurück zum Thema: Neben vielen anderen interessanten Rubriken (Wettbewerb Dokumentarfilm, Wettbewerb Spielfilm/ Animex, Wettbewerb Kinderfilm, Spezial) stand für mich der „Regionalfilm“ im Fokus. Irgendwie muss man sich ja entscheiden, am besten per Ausschlussverfahren (Kontingent, Tag, Uhrzeit, Klingen die Filme interessant?). „Regionalfilm“ war gebongt. Im Klartext heißt das, dass bei dieser Veranstaltung nur Filme aus Oberfranken, na ja und Hochfranken (wohl ein relativ neuer Begriff für Hof und Wunsiedel – wieder was gelernt) gezeigt wurden. Nun bin ich ja ursprünglich nicht von hier, d.h. der Patriotismus für Oberfranken (oder eigentlich generell) hält sich in Grenzen, trotzdem interessiere ich mich für das, was in Bamberg – meinem Zu Hause (auf Zeit?) und Umgebung filmisch, kulturell und künstlerisch so abgeht. Ich habe erneut festgestellt: da geht relativ viel, sehr schön!
Gezeigt wurden an der Zahl 17 Kurzfilme von 2-15 Minuten. Im Gegensatz zum letzten Jahr war es also noch kurzweiliger. Vom Imagefilm über Musikvideos bis hin zu Künstlerporträts, Dokumentarfilmen, Sitcoms und Experimentalfilmen war alles dabei. Die Vielfalt hat mir gut gefallen.
hautnah
Meinen persönlichen Siegerfilm hautnah möchte ich als erstes vorstellen: Gedreht haben ihn die vier Mädels von „Vierfacheffekt“ im Rahmen eines „32-Stunden-abgedreht“-Smartphone-Kurzfilmwettbewerbs an der Universität Bayreuth. Die Idee ist so simpel wie genial. Zu sehen ist der Rücken einer jungen Frau, genauer gesagt ihr Weltkarten-Tattoo. Im Laufe des Films wird die Weltkarte mit Pinsel und Farbe erweitert – um einige Eckdaten, die immer in Erinnerung bleiben werden und die aktuelle politische Weltlage verdeutlichen. Die stumme Botschaft: All das Leid wird auf den Rücken Millionen armer Menschen ausgetragen… und wir tragen es mit. Eigentlich wollten sie nach eigenen Angaben gar nicht politisch werden und man kann das Ganze ja auch nur als Zeitdokument betrachten. Ich finde „politisch sein“ aber nicht schlecht, im Gegenteil.
Experimentalfilm | Deutschland 2015 | 4 Min | Farbe Buch und Konzept Vierfacheffekt | Kamera Alina Rosenheinrich | Art Department Anna Hoffmann | Schnitt Kathrin Benker | Darsteller Chantal Hopp
Bernd
Tatsächlich gewonnen (übrigens den Bamberger Reiter aus mit Gold überzogener Schoki) hat in dieser Rubrik das Künstlerporträt Bernd. Natürlich auch verdient, denn dem Künstlerkollektiv INGE ist eine handwerklich sehr gut gemachte Kurzdoku über den Bamberger Großskulpturen-Künstler Bernd Wagenhäuser gelungen. Der Film zeigt eindrücklich, mit welch schwerem Werkstoff der Künstler tagein tagaus hantiert. Da werden Stahlplatten gewalzt, gebogen, verformt, geschweißt – unglaubliche Massen bewegt. Wie der Künstler sonst so tickt und wie er zu seiner Leidenschaft und seinem Beruf, der Kunst steht, das alles wird sehr feinfühlig herausgearbeitet.
Dokumentarfilm | Deutschland 2015 Regie, Kamera, Schnitt Kunstprojekt INGE | Musik Jakob Fischer | Darsteller Bernd Wagenhäuser, Susanne Scheele, Olaf Pöppelmeier
Du.Wir.Hochfranken.
Unter den Werbeclips hat sich einer ganz besonders hervorgetan: Du.Wir.Hochfranken. ist mit der Hyperlapse-Technik aufgenommen worden und zeigt einmal mehr, dass es gerade die jungen Leute richtig draufhaben. Mit mitreißender Musik unterlegt und 1a geschnitten, kann man auch an Werbung Gefallen finden.
Werbeclip | Deutschland 2015 | 2 Min | Farbe Regie, Buch, Kamera, Schnitt Michael Throne, Thiemo Wagner
Kurze Sätze
Sehr gelungen finde ich auch den Experimentalfilm von und mit Nora Gomringer – eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Kulturschaffende im Raum Bamberg (außerdem künstlerische Patin der 26. Bamberger Kurzfilmtage). Zusammen mit Judith Kinitz und Michael Ebmeyer ist sie für den Film Kurze Sätze verantwortlich, der dem berühmten Bayreuther Dichter und Schriftsteller Jean Paul gewidmet ist. Auch wer damit eher wenig anfangen kann, hat seinen Spaß, denn Jean Paul konnte nicht nur fette Wälzer schreiben, sondern war auch „aphorismenbegabt“. Und weil die zahlreichen Sprüche so zeitlos und treffend sind und mitunter auch humoristisch anmuten, streut Nora Gomringer, übrigens selbst Lyrikerin, sie in ihren filmischen Alltag ein. Ein kluger, witziger Film über das Leben und Jean Paul.
Experimentalfilm | Deutschland 2015 | 8 Min | Farbe Regie, Kamera, Schnitt Judith Kinitz | Buch Nora Gomringer | Darsteller Nora Gomringer, Michael Ebmeyer
Best Bayreuther Ever
Ein richtiger Berliner zu sein, ist schwer, findet jedenfalls Thilo in der Sitcom Best Bayreuther Ever. Es gibt ja so viele, die das sein oder werden wollen. Viel zu anstrengend und vergebene Liebesmüh. Deshalb will der junge (nunmehr) Ex-Berliner lieber der beste Bayreuther werden, das erscheint einfacher. In Relation zu den 8 Filmminuten, gibt es hin und wieder ein paar Längen, die hätten gekürzt werden können, aber davon abgesehen habe ich sehr gelacht. Die Jungen und Mädchen haben Talent.
Regie, Buch Christoph Dobbitsch | Kamera Florian Jochum | Darsteller Julian Janssen, Felix Zachmann, Lennard Petersen, Michael Schneider, Lisa Mallory, Henrik Vorbröker, Inés Peyser-Kreis, Lukas Büttcher
Der Fässla Zwerg
Abschließend noch eine kleine Huldigung an Bamberg mit dem Werbefilm Der Fässla Zwerg. Wer schon mal in der fränkischen Biermetropole war, wird die uralte Brauerei Fässla kennen. Ich mag eigentlich kein Bier, aber das Zwergla schoo. 😉 Hier seht ihr, wie Bamberg und das Bier zusammengefunden haben:
Regie Daniel Savic Philipp Mößner | Buch, Kamera, Schnitt Daniel Savic | Animation Philipp Mößner War wieder
Unter der Rubrik „Regionalfilm“ wurden außerdem folgende Filme gezeigt: Bleib so, Ein Tag in Bamberg, Untold, Nicht Okay!, Inventar, A Tale of Golden Keys, QR-Tour – The Promo, Die Waldfee, Eröffnung der BasKIDhall, Endzeitstimmung und Bahnhof. Auch dieses Jahr haben die Kurzfilmtage gerockt und meine kleine Auswahl steht stellvertretend für einen ganzen Haufen guter Filme. Ich komme auch nächstes Jahr gerne wieder!