Darf ich vorstellen… Robin Williams, † 11. August 2014.

 

Quelle: cinefacts.de
Quelle: cinefacts.de

Kein schöner Anlass, um ihn vorzustellen, den wunderbaren Komiker Robin Williams. Aber ein angemessener, um sein Lebenswerk zu würdigen und ein paar Zeilen, oder auch ein paar mehr, über ihn zu verlieren.

Er war ein toller und durchweg sympathischer Schauspieler, der mich immer an meine Kindheit erinnern lässt. Was war das damals aufregend, als in Jumanji (1995) plötzlich die wilden Tiere los waren. Wie gebannt habe ich anno dazumal vorm Fernseher gesessen und dabei zugesehen, wie sich Alan Parrish aka Robin Williams durch die Dimensionen schlug – einer meiner Lieblingsfilme als Kind und für mich DER ultimative Robin Williams-Film, weil er wohl der erste Streifen war, in dem ich ihn bewusst wahrgenommen habe.

Doch die Liste seiner Filme ist natürlich um ein Vielfaches länger. Good Morning, Vietnam (1987), Der Club der toten Dichter (1989), Mrs. Doubtfire (1993), Good Will Hunting (1997), Der 200 Jahre Mann (1999) und A.I. – Künstliche Intelligenz (2001) sind da nur ein schmaler Auszug seines Schaffens. Seine Paraderollen hatte er aber in anderen Chargen, wie denen des Peter Pan in Hook (1991), als Professor Philip Brainard in Flubber (1997) oder auch Theodore Rossevelt in Nachts im Museum 1 und 2 (2006, 2009). Phantasiewelten, gepaart mit jeder Menge Action und Abenteuer – das war sein Ding, das war Robin Williams. Natürlich nicht nur das – was sein vielfältiges Schauspieltalent eindrücklich beweist – aber die besondere Liebe zu solchen Rollen war ihm doch immer anzumerken, so sehr ging er darin auf.

Ein kurzes Porträt

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Quelle: German.fansshare.com

Geboren wurde Robin McLaurin Williams 1951 in Chicago, Illinois. Schon früh zog es ihn aber an die Westküste, zuerst nach L.A., später nach San Francisco, wo er nach zwei abgebrochenen Studiengängen zunächst als Stand-Up-Comedian auftrat.  1972 ging er schließlich nach New York, um eine Ausbildung an der berühmten Schauspielschule Juilliard’s zu beginnen. Anschließend zog er wieder zurück nach San Francisco und wurde Ende der 70er von Paramount für die Hauptrolle in der Serie Mork vom Ork (1978) engagiert – Fluch und Segen zugleich, denn die Rolle des  Mork vom Ork verhalf dem Schauspieler zwar zu schnellem Ruhm, trieb ihn aber gleichsam in den Alkoholismus. Kein ungewöhnlicher Verlauf in dieser Branche. Zu seinem eigenen Glück konnte er dem Drogensumpf jedoch einige Jahre später vorübergehend wieder entfliehen. Seine größten Erfolge feierte er  in den 80er und 90er Jahren, gewann aber neben vier weiteren jener begehrten Trophäen bereits 1979 einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller in Mork vom Ork. 1998 bekam er endlich auch einen Oscar – für den besten Hauptdarsteller in Good Will Hunting.

Williams war ein Allroundgenie, fast alles, was er anfasste, wurde zu Gold. Er begeisterte sein Publikum als Stand-Up-Comedian ebenso wie als Schauspieler in Film und Fernsehen und besaß die unglaublich tolle Gabe kleine sowie große Menschen zum Lachen zu bringen. In dieser Erinnerung bleibt er uns erhalten.   fg

Im schwarzen Schatten einer Nation

Der Butler

der-butler-32_articleFilme, die sich um Rassentrennung, Sklaverei und die Black Power-Bewegung in den USA drehen, gibt es ja eigentlich schon zu Hauf – und dennoch: Der Butler von Lee Daniels (Precious) ist so ganz anders. Der Film erzählt die Geschichte der Vereinigten Staaten seit 1926 aus Sicht eines schwarzen Hausangestellten. In diesem Jahr muss Cecil Gaines (Forest Whitaker), der gemeinsam mit seinen Eltern auf einer Baumwollplantage im Süden des Landes arbeitet, mit ansehen, wie sein weißer Herr zuerst seine Mutter vergewaltigt und danach seinen Vater hinrichtet. Der Mann wird nicht bestraft, denn Schwarze sind zu dieser Zeit schlichtweg nichts wert. Ob in China ein Sack Reis umfällt oder in South Carolina ein „Nigga“ erschossen wird, es kommt aufs selbe hinaus – es ist egal. So deutlich wird der Film gleich zu Beginn und schreit geradezu heraus, dass die Gleichberechtigung, wie wir sie heute kennen, längst nicht immer selbstverständlich war, sondern hart erkämpft ist.

Nach dem Tod seines Vaters wird Cecil von seiner Herrin ins Haus geholt und zum Diener ausgebildet. Offenbar scheint wenigstens sie soetwas wie ein Gewissen zu besitzen.  Sie weiß: als Schwarzer kann man es sonst kaum zu etwas bringen. Als junger Mann flieht Cecil schließlich von der Farm, schlägt sich irgendwie durch und findet nach einiger Zeit Anstellung in einem Privathaushalt in einer nahe gelegenen Stadt. Nach ein paar Jahren vermittelt ihm sein Vorgesetzter einen gut bezahlten Job in Washington, D.C. Im zivilisierteren Norden arbeitet er nun in einem überaus schicken Hotel. Schwarze Hausdiener sind hier gern gesehen und werden wegen ihrer uneingeschränkten Zurückgenommenheit sehr geschätzt. Zuvorkommend und doch unsichtbar – so muss er sein, der perfekte Diener. Cecil beginnt zu leben und gründet eine eigene kleine Familie. Sein ständiges Schattendasein als Butler stört ihn nicht weiter, denn er ist endlich sorgenfrei und glücklich. Eines schönen Tages klingelt das Telefon und das Weiße Haus ist am Apparat. Cecil wird tatsächlich angeboten beim Präsidenten zu dienen. Das klingt zugegebenermaßen alles sehr nach Hollywood und Märchen, ist aber tatsächlich so passiert, denn der Film basiert auf wahren Begebenheiten.

Cecil arbeitet viel und gern, denn er ist stolz darauf, dass ihm als Schwarzer nun so viel Respekt und Vertrauen entgegengebracht wird. Sein ältester Sohn Louis (David Oyelowo) sieht den Job seines Vaters hingegen eher kritisch. Für ihn ist der Vater kein Vorbild – im Gegenteil: Für ihn ist er ein linientreuer, rückradloser Schwarzer ohne Stolz, der sich den „weißen Männern“ widerstandslos beugt, ein Mitläufer, so, wie er nie sein möchte. Zum Studieren geht er deshalb in den Süden. Dort schließt er sich zuerst Martin Luther King und später Malcolm X und den Black Panthers an. Der Generationenkonflikt ist vorprogrammiert und gibt interessante Einblicke in die unterschiedlichen Standpunkte, wird jedoch für meinen Geschmack zu sehr ausgereizt und zu exemplarisch dargestellt. Mutter Gloria Gaines (Oprah Winfrey) versucht zwischen den beiden Streithähnen zu vermitteln, jedoch vergebens. Ganz im Sinne des Vaters entwickelt sich hingegen sein jüngerer Sohn Charlie (Elijah Kelley), der als junger Erwachsener in den Vietnamkrieg zieht, für sein Vaterland kämpft… und fällt. Es vergehen Jahrzehnte – 30 Jahre leistet Cecil seinen Dienst im Weißen Haus. In dieser Zeit sieht er viele Präsidenten kommen und gehen, sieht die Veränderungen in der Rassenpolitik, sieht wie sich Dinge verändern, die er nie für möglich gehalten hätte. Louis ist mittlerweile erfolgreicher Lokalpolitiker und seinem Vater dämmert so langsam, dass der Sohn Großartiges geleistet hast.

Der Butler ist trotz kleiner Schwächen in der Dramaturgie ein durchaus sehenswerter Film mit einem hochkarätigen Cast. Als Präsidenten treten u.a. Robin Williams (Dwight D. Eisenhower), John Cusack (Richard Nixon), James Marsden (John F. Kennedy) und Alan Rickman (Ronald Reagan) auf. In weiteren Rollen zu sehen sind Cuba Gooding Jr., Lenny Kravitz, Jane Fonda, Mariah Carey etc. Bei so vielen Berühmtheiten besteht natürlich Grund zur Skepsis, zu oft haben sich Filme mit einem derart großen Staraufgebot schon als totale Flops entpuppt. Dieser Film hält allerdings, was er verspricht. Der unscheinbare schwarze Diener Cecil bekommt in Der Butler die Rolle, die ihm eigentlich gebührt. Als dienstältester Angestellter im Weißen Haus ist er eine feste Konstante, ganz im Gegensatz zu den Präsidenten, die im Film wie in der Realität immer nur kurze Gastauftritte haben. Ironie, Ironie. Die Geschichte der USA aus dem Blickwinkel der schwarzen Bevölkerung zu erzählen, ist die Besonderheit und große Stärke dieses Films und auch Sinn und Zweck der Übung. Butler Gaines dient als perfekter Aufhänger dafür, seine eigene Geschichte kommt aber dennoch nicht zu kurz. Den oft angebrachten Vergleich zu Forrest Gump kann ich nur bedingt nachvollziehen. Die einzige Gemeinsamkeit sehe ich im Abriss der amerikanischen Geschichte aus der Sichtweise eines Hauptprotagonisten. Danach hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Gegen Ende wird der Film sehr patriotisch und rührselig, was in Anbetracht der Thematik aber auch nicht wirklich verwundert. Und wen hat der Sieg Barack Obamas damals nicht berührt?   fg

the-butler-1_articleUSA 2013

Produktion: Prokino

Regie: Lee Daniels

Schauspieler: Forest Whitaker, Oprah Winfrey, Robin Williams, John Cusack u.v.m

Lief an am: 10.10.2013

Laufzeit: 130 Min. (Überlänge)

Genre: Drama, Biopic