Märchenzeit

Die Legende vom Weihnachtsstern

19535487_2013102817283747maxresdefault Schon immer (spätestens wohl seit dem Sammlungs-Verdienst des ehrwürdigen Gebrüder Grimm-Kollektivs) begeistern Märchen Jung und Alt gleichermaßen. Sie sind von einem Zauber umgeben, der wohl jeden schon das ein oder andere Mal gefesselt hat. Der Reiz von Märchen liegt zum einen in diesem urigen und altmodisch anheimelnden Charme, zum anderen in der Existenz sprechender Tiere und Fabelwesen. Vor allem aber sind Märchen Geschichten, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen, denn nichts ist darin unmöglich. Das fasziniert noch immer ungemein – ganz besonders natürlich in der Weihnachtszeit. Was gibt es also Schöneres, als den ersten Advent mit einem Märchen zu begehen. Deshalb habe ich mir am vergangenen Sonntag den norwegischen Weihnachtsfilm Die Legende vom Weihnachtsstern (Originaltitel: Reisen til julestjernen) in unserem gemütlichen, kleinen Programmkino angeschaut.

Klassischerweise beginnt die Geschichte mit einem „Es war einmal“…es war also einmal ein König (Anders Baasmo Christiansen) und eine Königin, die hatten eine Tochter mit dem schönen und vielsagenden Namen Goldhaar (Vilde Zeiner). An einem Weihnachtsabend trug es sich zu, dass Goldharr den echten Weihnachtsstern auf die Tannenbaumspitze setzen wollte. Die Königin erklärte ihr, dass der Weihnachtsstern für alle Menschen auf der Welt da sei und seinen einzig wahren Platz am Himmelszelt hätte. Als Trost schenkte sie der kleinen Prinzessin einen eigenen Weihnachtsstern in Form einer Halskette. Goldhaar freute sich darüber sehr und das wiederum machte auch die Königin glücklich, sodass das Märchen eigentlich zu Ende sein könnte. Es wäre allerdings kein richtiges Märchen, gäbe es nicht auch einen miesen, fiesen Bösewicht, der rigoros und missgünstig allem Guten trotzt und ohne Rücksicht auf Verluste nach Macht und Reichtum strebt. In diesem speziellen Fall bündelt sich all diese negative Energie in der Gestalt des königlichen Vetters (Stig Werner Moe), der – wir kommen wieder zurück zur Geschichte – zusammen mit dessen Familie im pompösen Königsschloss residierte. Immer nur im Schatten des mächtigen Cousins zu leben, passte ihm gar nicht und so überlegte er sich, zusammen mit der bösen Hexe (Agnes Kittelsen), einen unerhörten Plan, um den König vom Thron zu stoßen. In einem ungestörten Moment erklärte er Goldhaar, dass man den richtigen Weihnachtsstern durchaus besitzen könne, sie müsse nur zu ihm gehen und ihm ihre Kette bringen. So machte sich das Mädchen sogleich auf den Weg zum Weihnachtsstern…und kehrte nie wieder zurück. Die Königin zerbrach an dem Verlust ihrer Tochter und starb vor Kummer. Der König, der nun alles verloren glaubte, was ihm lieb und teuer war, verfluchte den Weihnachtsstern, der in der Folge vom Himmel verschwand. Die einzige Möglichkeit, die Prinzessin wieder zu bekommen, bestand darin, den Weihnachtsstern wiederzufinden, doch dieses Unterfangen erwies sich als scheinbar unmöglich. Neun Jahre sind seitdem ins Land gezogen, als sich eines Tages ein kleines Mädchen namens Sonja auf der Flucht vor einer Räuberbande in die königlichen Gemäuer verirrte. Sie hörte, dass der König erneut einen Trupp losschickte, um den Weihnachtsstern zu finden. Als sie von den Wachen entdeckt wurde, erklärte sie, sich ebenfalls auf die Suche nach ihm zu begeben. Auf ihrer Reise bekam sie Unterstützung von Wichteln und sprechenden Bären, dem Nordwind und sogar vom Weihnachtsmann… An dieser Stelle schlage ich das Märchenbuch vorerst wieder zu, denn alles möchte ich noch nicht verraten.

Die Legende vom Weihnachtsstern ist ein gelungener Kinderfilm – authentisch, aber trotzdem fesselnd, mit allen Elementen, die es für ein richtiges Märchen braucht. Kulissen und Kostüme sind warhaft märchenhaft, tragen aber nicht zu dick auf und auch mit den Spezialeffekten wurde in angemessenem Maße umgegangen. Insbesondere diese Originalität bzw. Urtümlichkeit hat mir gut gefallen, erinnert die Art des Films doch sehr an die deutschen Märchen-Neuverfilmungen der ARD (2008), die ich auch allesamt sehr gelungen finde. Der Wille, ein klein wenig Hollywood einfließen zu lassen, ist dem Film an manchen Stellen aber dennoch anzumerken. Und auch nicht schlecht gelungen. Die Gradwanderung funktioniert für meinen Geschmack ziemlich gut. Die Besonderheit des Märchens liegt in der Bezugname auf Weihnachten. Von dieser Art Märchen gibt es ja nicht allzu viele. Die Geschichte basiert auf dem Märchenspiel Die Reise zum Weihnachtsstern des norwegischen Dramatikers Sverre Brandt, der das Stück 1924 veröffentlichte. In dessen Heimatland wurde das Märchen oft im Theater aufgeführt, in den 70er Jahren erstmals verfilmt und gehört wohl mittlerweile zu den Standartmärchen. Die Anfangssequenz im Film ist zeichnerisch animiert und leitet wunderbar in die Geschichte ein. Insgesamt wirkt diese stimmig, appelliert aber nicht vordergründig an den „wahren Sinn von Weihnachten“. An dieser Stelle hätte ich mir vielleicht noch ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht (wobei ich das Stück im Original natürlich nicht kenne). Dass der Film aus Norwegen stammt, ist also nicht weiter verwunderlich, zudem wohnt der Weihnachtsmann ja quasi um die Ecke und auch sonst kennen sich die Skandinavier wohl bestens mit nordischen Sagengestalten aus. Deshalb wirkt Die Legende vom Weihnachtsstern wahrscheinlich auch so authentisch. Mit knapp 80 Minuten ist der Film relativ kurz, aber für einen Film dieser Art genau richtig. Unterhaltsam ist er in jedem Fall und geradewegs dazu prädestiniert, um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Daher möchte ich ihn allen Märchenfans sehr ans Herz legen. Wenn ihr den Film allerdings noch sehen wollt, solltet ihr euch sputen, da er – und das ist mir absolut unverständlich – bereits Mitte November angelaufen ist und die Spieldauer solcher eher gering frequentierten bzw. wenig gepushten Filme meist ziemlich schnell erschöpft ist. Also Freunde, hurtig, hurtig!   fg

Die-Legende-vom-Weihnachtsstern-posterNO 2012

Produktion: Moskus Film

Regie: Nils Gaup

Schauspieler: u.a. Vilde Zeiner, Anders Baasmo Christiansen, Stig Werner Moe, Agnes Kittelsen

Lief an am: 14.11.2013

Laufzeit: 77 Min.

Genre: Abenteuer, Fantasy