Mademoiselle Populaire [DVD/Blu-ray]
Man schreibt das Jahr 1958. Rose Pamphyle (Déborah François), eine junge Frau und Tochter eines Gemischtwarenhändlers, möchte raus aus ihrem engen, kleinbürgerlichen Leben, hinein in die weite Welt, um etwas aus sich zu machen. Was wäre da besser, als in der nächstgelegenen größeren Stadt DEN Beruf der 50er Jahre-Frau überhaupt zu ergreifen: den der Sekretärin!? Zugegeben, aus heutiger Sicht vielleicht etwas befremdlich, aber für damalige Verhältnisse einigermaßen fortschrittlich und emanzipiert.
Die unschuldige Rose landet bei dem mitunter abgeklärten und launischen Versicherungsmakler Louis Echard (Romain Duris), der sie schließlich nur wegen ihrer beeindruckenden Tippfähigkeiten einstellt. Davon mal ganz abgesehen, ist das „Mädchen vom Lande“ ansonsten eher tollpatschig und kindlich naiv. Echard hält sie schlichtweg für talentfrei und macht auch keinen Hehl daraus. Einzig das Tippen beherrsche sie, aber auch das noch nicht in Perfektion. Sein Ehrgeiz, aus ihr die Landesmeisterin im Schnelltippen zu machen, ist geweckt und so kommandiert er Rose kurzerhand zu seiner Schülerin ab, lässt sie bei sich wohnen und trainiert mit ihr von früh bis spät an der Schreibmaschine. Und eh man sichs versieht, verliebt sich Rose in ihren Gönner. Auch Louis taut allmählich auf.
Nach einer anfänglichen Niederlage gewinnt der charmant-freche Blondschopf (Déborah François erinnert in ihrer Rolle als Rose sehr an eine Mischung aus Grace Kelly und Audrey Hepburn) sämtliche Wettbewerbe und schlägt um Haaresbreite letztlich auch die selbstverliebte Landesmeisterin von 1957.
Doch Louis will nicht länger ihr Trainer sein. Durch äußere Einwirkung beeinflusst, fühlt er sich nicht weiter dazu befähigt. Rose hingegen ist überglücklich über ihren Sieg und gesteht Louis in Feuereifer ihre Liebe. Er jedoch weist sie zurück und beendet zugleich das Trainer- sowie kurzweilige Liebeverhältnis. Der Gründer und Inhaber von „Japy“ – seinerzeit die größte Schreibmaschinenfirma Frankreichs – ist nicht ganz unschuldig an der Trennung von Rose und Louis und wittert das große Geschäft. Er nimmt Rose unter Vertrag und trainiert sie fortan für die Weltmeisterschaft in den USA. In New York tritt schließlich auch Louis wieder auf den Plan und der Film wäre keine richtige Liebeskomödie, gäbe es kein Happy End.
Mademoiselle Populaire überzeugt nicht zuletzt durch den frischen Charme der 50-er Jahre. Requisiten, Kostüme und Musik machen das Bild perfekt und entführen den Zuschauer in eine vergangene (Film)Ära. Die Komödie versprüht Esprit und zeichnet neben dem damaligen Lebensgefühl vor allem auch ein Gesellschaftsportrait nach: Die bürgerliche Frau, die in einer von Männern dominierten Welt beginnt, sich Gehör zu verschaffen und als gleichwertig zu etablieren. Deutlich wird dies in einem Dialog zwischen Marie, der Ehefrau von Louis bestem Freund Bob und Rose. Marie gibt Rose Klavierunterricht und fragt sie während einer Übungsstunde, welchen Mann sie sich denn wünsche. Rose erwidert daraufhin:
„Na, ich möchte einen, der mich als gleichwertig ansieht.“ … „Nun, er soll ein bisschen älter sein als ich, aber nicht so tun, als wäre er ein junger Mann. Ein Mann der an die Zukunft denkt und anspruchsvoll ist, aber trotzdem nicht übertrieben selbstsicher. Einer, der sich um mich kümmert, wäre großartig.“
Rose hat genaue Vorstellungen davon, wie der Mann sein müsste, der sie erobern möchte. Marie scheint beeindruckt von Rose, empfindet ihre Vorstellungen von einem perfekten Mann in Hinblick auf die real existierende Männerwelt jedoch auch als ein wenig seltsam. Besonders in dieser Szene spiegelt sich die beginnende emanzipatorische und immer freier werdende Gesellschaft der Endfünfziger eindrücklich wider.
Der französische Regisseur Régis Roinsard feierte mit Mademoiselle Populaire sein Regie-Debut. Filmset, Farbgebung und Musik sind offenkundig eine Hommage an die alten Technicolor-Kommödien und an Hitchcocks Vertigo (1958!!!). Doch nicht nur Hitchcock-Fans und Retro-Liebhaber, sondern auch oder besonders alle Freunde des Liebesfilmgenres, die sich den Film noch nicht im Kino angesehen haben, werden von dieser locker beschwingten Gesellschafts- sowie Liebeskomödie angetan sein. fg
Verleiher: Studiocanal
Regie: Régis Roinsard
Schauspieler: Romain Duris, Déborah François u.a.
Laufzeit: ca. 106 Min.
Genre: Komödie
Bonusmaterial: Making Of, Interviews mit Romain Duris, Déborah François und Régis Roinsard, Promo-Featurette, Trailer, Wendecover
DVD/Blu-ray-Erscheinungsdatum: 15.08.2013
Mich hast du schon neugierig gemacht, habe vorher noch nichts von diesem Film gehört . Schöne Idee mit diesem Blog.