„Lass doch der Jugend ihren Lauf“

Frau Müller muss weg!

Quelle: moviepilot.de
Quelle: moviepilot.de

Man kann an einem Samstagabend nett was essen oder trinken gehen, man kann aber auch einfach zu Hause bleiben und endlich mal wieder gepflegt ein paar Filme gucken. Genau das habe ich getan und mir u. a. Frau Müller muss weg! angesehen. Den wollte ich eigentlich schon Anfang des Jahres im Kino anschauen, bin aber nicht dazu gekommen. Na, besser spät als nie!

Was gut ist für die lieben Kleinen, ob Montessori-, Waldorf-Schule oder doch lieber eine staatliche Bildungseinrichtung, welcher Umgang förderlich ist und was die Kinder optimalerweise einmal werden sollen, all das denken Eltern doch immer noch am besten zu wissen. Auch die Eltern der Kinder aus der Klasse 4b von Frau Müller (Gabriela Maria Schmeide). Um den Nachwuchs besorgt, weil die Noten zu wünschen übrig lassen und bald das letzte Zwischenzeugnis vor dem Übergang auf eine weiterführende Schule ins Haus steht, versammeln sich die Eltern Jessica Höfel (Anke Engelke), Wolf Heider (Justus von Dohnányi), Katja Grabowski (Alwara Höfels), Marina Jeskow (Mina Tander) und Patrick Jeskow (Ken Duken), um Frau Müller ein für alle Mal vom Lehrerthron zu stoßen. Das ist nämlich schon beschlossene Sache: Frau Müller muss weg! Und zwar noch vor Schuljahresende!

Machart und Drehbuch des neuesten Films von Sönke Wortmann erinnern ein bisschen an Roman Polánskis „Der Gott des Gemetzels“, denn die Schauspieler liefern sich am einzigen Schauplatz – der Schule – im Rahmen des Elternabends ein wildes, wenngleich auch nicht ganz so bitterböses Wortgefecht wie die New Yorker Ehepaare Cowan und Longstreet. Das mag daran liegen, dass auch Frau Müller muss weg! ursprünglich als Theaterstück konzipiert und für die Kinoleinwand adaptiert wurde. Die Idee ist also nicht neu. Diese Tatsache hatte ich vor der Sichtung des Films nicht auf dem Schirm, ich bin also relativ unbedarft an die Sache herangegangen. Man muss diese Art Film aber ein Stück weit mögen, um einen Zugang dazu zu finden. Auch wenn sich Wortmann bemüht hat, den Film trotz Kammerspielcharakters kurzweilig zu gestalten, habe ich mich hin und wieder dabei ertappt, dass meine Gedanken woanders hin abschweiften. Die Thematik der überbesorgten Eltern ist durchaus interessant, der Schlagabtausch plätschert aber für meinen Geschmack zu sehr an der Oberfläche und hätte ruhig ein bisschen schmissiger sein dürfen. Sehr gut gefallen hat mir allerdings der Soundtrack von Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi im Abspann, den ihr hier hören könnt.

Fazit: Zum nebenbei schauen gut geeignet, als Samstagskino nur bedingt.

Quelle: constantin-film.de
Quelle: constantin-film.de

DE 2015

Produktion: u.a. Constantin Film

Regie: Sönke Wortmann

Schauspieler: u.a. Gabriela Maria Schmeide, Anke Engelke, Ken Duken

Lief an am: 15.01.2015

Genre: Komödie

Laufzeit: 87 Min.

Die „großen Augen“ der Margarete Keane

Big Eyes

Quelle: moviepilot.de
Quelle: moviepilot.de

Mein (nunmehr) vorletzter Kinobesuch liegt vor allem aus Zeitgründen viel zu lange zurück, doch für Tim Burtons neues Werk Big Eyes habe ich mich dann doch endlich mal wieder in die heiligen Kinohallen begeben, zu groß war die Neugier auf das Thema und bunte, schräge Burton-Bilder. Sehr bunt, aber dafür viel weniger schräg als gedacht (von den verrückten Kinderaugen mal abgesehen), wurden meine Erwartungen diesbezüglich nicht ganz erfüllt. Entweder wird Burton so langsam, aber sicher konservativ oder ich werde allmählich alt und nörgerlich. Oder beides.

Quelle: moviepilot.de
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Thema ist der Konflikt um den, in unseren Breiten eher weniger bekannten Kunstfälscher Walter Keane (Christoph Waltz) und seine Frau Margaret (Amy Adams). Sie ist die Urheberin der vor allem in den USA sehr beliebten Kinderporträts mit den (entsetzlich) großen Augen, die sich vor allem in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts äußerster Popularität erfreuten und als Kunstdrucke in fast jedem amerikanischen Wohnzimmer hingen. Nur wusste lange Zeit so gut wie keine Menschenseele um die eigentliche Urheberschaft, denn bis 1970 gab sich Walter Keane, ein Choleriker wie er im Buche steht, ambitionierter Möchtegern-Künstler und unglaubliches Marketinggenie, in mehr oder weniger einstimmigem Einvernehmen mit seiner Frau als Schöpfer dieser Werke aus. Doch in besagtem Jahr platzte Margaret Keane, die sich damals selbst als „schwach“ bezeichnete, der Kragen und sie entschied sich dazu, der millionenschweren Lüge endgültig ein Ende zu bereiten.

Big Eyes überzeugt vor allem durch seinen exzellent besetzten Cast. Oscarpreisträgerin Amy Adams gibt mit Bravour die schüchterne Haus- und Ehefrau, die aus der patriarchalischen Welt der 50er- und 60er-Jahre immer wieder auszubrechen droht und der es am Ende auch gelingt, sich zu emanzipieren, wenngleich es ihr sichtlich schwer fällt. Und auch mit Christoph Waltz hat Burton einen Treffer gelandet, denn ohne dessen komödiantisches Talent wäre der Film wohl nur eine langweilige Aneinanderreihung von Ereignissen. Für einen Tim Burton finde ich es ohnehin ziemlich gewagt, sich an eine Künstlerbiographie zu trauen – so nah an der Realität waren seine Geschichten ja bisher noch nie. Aber allen Anschein nach haben ihn die namensgebenden „großen Augen“ und der Hype um die Keane-Gemälde mehr inspiriert als die Künstlerin selbst. Große Augen scheinen ihm ohnehin zu gefallen, denn die kennen wir ja schon aus Nightmare Before Christmas, Corpse Bride und Frankenweenie.  Nur so erklärt sich mir jedenfalls der eher halbherzige Versuch einer Biographie, bei der am Ende deutlich wird, dass sich der Regisseur wohl selbst nicht so ganz darüber im Klaren ist, worauf der Fokus liegen soll und ob diese Bilder nun Kunst, Kitsch oder oder Trash sind. Eventuell fand er auch gerade den letzten Fakt (in Hinblick auf seine eigene Filmographie) so spannend, dass er sich auf völlig neue und fast schon konservative Pfade begeben hat. Denn auch seine sonst so klare „Handschrift“ habe ich schmerzlich vermisst. Bis auf ein paar Frauen mit riesigen Augen, die sich Margaret Keane bei einem Einkauf im Supermarkt einbildet (oder haben sie sich tatsächlich so angemalt?), war da nichts, was auf Tim Burton als Regisseur hätte hindeuten können. Der Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Komödie gelingt ihm zwar stellenweise gut, wirkt aber dennoch insgesamt nicht ganz stimmig. Hinzu kommt, dass der Film fast schon lehrfilmartig zeigt, wie ein Hype entsteht und ich mir nicht sicher bin, ob diese Darstellung dem Thema tatsächlich gerecht wird. All das trägt dazu bei, dass mein Urteil ziemlich gemischt und wenig einhellig ausfällt. Kurzum: Für einen Burton-Film zu lasch und für ein Biopic zu unseriös – Das ist aus meiner Sicht nichts Halbes und nichts Ganzes, schade. Nichtsdestotrotz – und das muss man dem Film ohne Zweifel zugestehen –  ist Big Eyes ein unterhaltsamer und abendfüllender Film, bei dem der Regisseur einmal andere Wege beschreitet als bisher. Für die Burton-Fans und die Kunstinteressierten unter euch ist der Film sicherlich so oder so sehenswert, für alle anderen aber kein Muss.   fg

Quelle: moviepilot.de
Quelle: moviepilot.de

US 2014

Produktion: u.a. Tim Burton Productions, The Weinstein Company

Regie: Tim Burton

Schauspieler: u.a. Christoph Waltz, Amy Adams, Krysten Ritter

Lief an am: 23.04.2015

Genre: Biopic, Komödie, Drama

Laufzeit: 107 Min.