Vampire sind schließlich auch nur Menschen

5 Zimmer, Küche, Sarg

Quelle: moviepilot.de
Quelle: moviepilot.de

Habt ihr euch vielleicht auch schon mal gefragt, wie Vampire wirklich leben – also, so ganz ohne diesen unsäglichen Twilight-Glitzer und so? Mal abgesehen davon, dass durch Twilight sämtliche uralte, natürliche und selbstverständlich unantastbare Vampirgesetze gebrochen wurden und sich kaum einer mehr an die realen Vampire erinnern kann, kommt mit 5 Zimmer, Küche, Sarg (Originaltitel: What We Do In The Shadows) ein Film in die Kinos, der das alltägliche Leben der Vampire in unserer Zeit dokumentiert und mit jeglichen neumodischen Mythen und Klischees aufräumt. Wurde auch wirklich mal Zeit.

Einer Filmcrew ist es endlich gelungen, in einer neuseeländischen Vampir-WG zu filmen und tiefe, nie gesehene Einblicke zu erhaschen. Viago, der Dandy (Taika Watiti), Vladislav, der Stecher (Jemaine Clement), Deacon, der Rebell (Jonathan Brugh) und Petyr, der Dienstälteste (Ben Fransham) pflegen ein harmonisches WG-Leben mit allem Drum und Dran. In regelmäßigen Abständen werden WG-Meetings anberaumt, zu denen außer Petyr auch alle zu erscheinen haben (Petyr hat aufgrund seiner 8000 Jahre ein paar mehr Rechte als der Rest) und bei denen die üblichen WG-Themen auf den Tisch kommen, wie z.B. das Aufstellen und Einhalten des Putzplans, das Trennen von Müll oder das Besprechen gemeinsamer Aktivitäten. Vampire sind schließlich auch nur Menschen, die versuchen in Frieden und Harmonie ihr untotes Leben zu leben. Dazu sollten laut Viago wenigstens ab und zu mal die herumliegenden Gebeine zusammengefegt, das blutverschmierte Geschirr gespült und gelegentlich die Zimmerdecke gesaugt werden. Überhaupt sorgt der (mit seinen 379 Jahren) noch recht junge Vampir für Recht und Ordnung und ist die gute Seele des Hauses. Neben „Sonnenunfällen“, vampiristischem Sozialverhalten – besonders gegenüber Zombies und Werwölfen – werden auch die Essgewohnheiten der Bewohner genauer beleuchtet und schonungslos gefilmt. Wer jedoch glaubt, Vampire kennen diesbezüglich keinerlei Moral, liegt gründlich falsch und ist spätestens am Ende des Films eines Besseren belehrt. Denn sogar Freundschaften mit Sterblichen sind – das wissen wir ja schon seit „Der kleine Vampir“ – keineswegs unmöglich…

Mit 5 Zimmer, Küche, Sarg ist den beiden Regisseuren und Schauspielern Taika Waititi und Jemaine Clement ein tolles Schelmenstück gelungen, das so ganz anders ist als andere Komödien und Fantasyfilme. Der Ansatz, einen Film rund um eine Vampir-WG zu drehen und das ganze als Dokumentation aufzuziehen, ist so simpel wie genial – zumal die Welt selten so, im wahrsten Sinne des Wortes, unheimlich sympathische und herrlich verschrobene Zeitgenossen gesehen hat (Beetlejuice mal ausgenommen). Die Charaktere sind teilweise an „berühmte Vampirpersönlichkeiten“ der Literatur- und Filmgeschichte angelehnt und schon deswegen sehr erheiternd. Besonders witzig sind aber vor allem die allgemeinen Alltagsthemen- sowie Dialoge, die dem geneigten Zuschauer eine interessante Sicht der Dinge offenbaren. 5 Zimmer, Küche, Sarg ist ein Muss für alle Freunde des schwarzen Humors und für jeden, der Dracula und Konsorten schon immer faszinierend fand.   fg

Quelle: moviepilot.de
Quelle: moviepilot.de

NZ 2014

Produktion: u.a. Funny or Die

Regie: Jemaine Clement, Taika Waititi

Schauspieler: u.a. Taika Waititi, Jemaine Clement, Jonathan Brugh, Ben Fransham, Stuart Rutheford

Lief an am: 30.10.2014

Genre: Komödie, Fantasy, Dokumentarfilm

Laufzeit: 82 Min

Reif für die WG

Wir sind die Neuen

Quelle: Moviepilot.de
Quelle: Moviepilot.de

Entgegen der allgemeinen Auffassung, deutsches Kino könne nichts, beweist Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Ralf Westhoff zusammen mit seiner „Oldie“-Crew Gisela Schneeberger, Heiner Lauterbach und Michael Wittenborn dieser Tage, dass in der deutschen Filmlandschaft sehr wohl was geht. Und er beweist auch, dass es für eine gut gemachte Komödie keines Schweiger oder Schweighöfer (mehr) bedarf.

Wohnen wird überall teurer, doch in München verkommt der Quadratmeter zum reinsten Luxusgut. Hier leben seit Urzeiten die drei Best Ager Anne (Gisela Schneeberger), Eddie (Heiner Lauterbach) und Johannes (Michael Wittenborn), die sich noch von früher aus alten WG-Tagen kennen, aber wie es eben so ist, irgendwann aus den Augen verloren haben. Doch zurück ins Jetzt: Anne muss unverhofft raus aus ihrer schönen Münchner Stadtwohnung und steht im Grunde auf der Straße, denn obwohl sie lange Zeit als Biologin tätig war, kann sie sich ein Leben in ihrer heillos überteuerten Heimatstadt nicht mehr leisten. Doch schnell kommt sie auf eine Idee, die es nur noch in die Tat umzusetzten gilt – Warum nicht wieder zurück zu den Anfängen und noch einmal das Abenteuer WG wagen? Also ist Klinkenputzen angesagt und tatsächlich: der etwas cholerische Eddi und der schlaksige Johannes lassen sich kurzerhand zu Annes Experiment breitschlagen. Herrlich, so ein Leben ohne Zwänge, endlich mal wieder ordentlich auf den Putz hauen und der alten Zeiten wegen bei ein oder auch zwei Bierchen den nächtlichen Küchendebatten frönen, haben sich die drei Neuen gedacht, haben dabei aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn die verschrobene Nachbar-WG im Obergeschoss, bestehend aus den Jura-Studenten Katharina (Claudia Eisinger) und Thorsten (Patrick Güldenberg) sowie der angehenden Kunsthistorikerin Barbara (Karoline Schuch),  findet das so gar nicht komisch und hat wenig Verständnis für das coole Rentner-Trio…

Wir sind die Neuen ist eine herrliche Milieustudie rund um das WG-Leben und gesellschaftliche Klischees, steigende Mietpreise in deutschen Städten und nicht zuletzt den Generationen-Konflikt, brillant aufgebrochen durch allerfeinsten Humor und grandiose Dialoge. Man kommt nicht umhin als Zuschauer herzlich zu lachen, wenn Eddi bei der Wohnungsbesichtigung in Anbetracht der Unmengen von Bewerbern in 68er-Stimmung gerät und parolenhaft gegen den Kapitalismus wettert, Anne über den Sinn von Schuhkartons in der Diele seniert, die die studentischen Nachbarn paradoxerweise mit Fotos von den darin befindlichen Tretern beklebt haben und wenn sich Johannes elfengleich seinen täglichen Jogaübungen zu Gunsten der inneren Körpermitte widmet. Ein wenig einseitig und überzeichnet erscheinen da die „Studis“, auf die der Regisseur jedoch auch nicht den Fokus setzt, denn der liegt ganz klar auf den charmanten Ruheständlern. Mit Wir sind die Neuen ist es Ralf Westhoff auf wunderbare Weise gelungen, eine zurückhaltende, ehrliche und lebenskluge Komödie auf die Kinoleinwände zu zaubern, die sich keineswegs verstecken und den Vergleich mit den üblichen, in unangenehmer Regelmäßigkeit erscheinenden Schenkelklopfer-Komödien nicht zu scheuen braucht.   fg

Und weil’s so schön war, hier mal ein kleiner Einblick:

Plakat_WIR-SIND-DIE-NEUENDE 2014

Produktion: Westhoff Film

Regie: Ralf Westhoff

Schauspieler: u.a. Gisela Schneeberger, Heiner Lauterbach, Michael Wittenborn

Lief an am: 17.07.2014

Genre: Komödie

Laufzeit: 92 Min.