Es geht auf Weihnachten zu und ich komme jetzt mal mit dem zweiten Teil meines Urlaubsberichtes um die Ecke, hin und wieder tanze ich gerne aus der Reihe. Ja, da war doch noch was… Ich habe die Fortführung des Berichtes nicht vergessen und es war eigentlich auch keine so extrem lange Pause zwischen den Teilen geplant, aber gut. Heute geht es nun endlich weiter auf unserer Reise durch den Osten. Wer möchte, kann hier noch mal nachlesen und sich ins Gedächtnis rufen, wo es als erstes hinging.
Der zweite Haltepunkt auf der Route war Neustrelitz, diesmal nur für eine Nacht. Ich hatte schon viel Gutes von der Stadt an der mecklenburgischen Seenplatte gehört und dachte, wenn wir sowieso schon mal in der Gegend sind, können wir dort auch einen kleinen Stopp einlegen. Übernachtet haben wir diesmal ganz rustikal auf einem Zeltplatz in der Nähe, der ganz versteckt im Wald mit eigenem Seestück liegt. Herrlich! Überhaupt habe ich bei der Urlaubsplanung sehr genau darauf geachtet, dass das Wasser nie weit weg ist. Zum Baden, Blick schweifen lassen oder einfach nur zum Wohlfühlen. Nichts geht an einem heißen Sommertag über eine Erfrischung im kühlen Nass.
In Neustrelitz angekommen, haben wir uns zunächst einen ersten Überblick über die Stadt verschafft und in Sichtweite der in weiten teilen historistischen Stadtkirche auf einem öffentlichen Parkplatz an der Bruchstraße, schräg gegenüber des Neuen Marktes geparkt. Den Weg zum Marktplatz mitsamt der Kirche und dem Rathaus findet man dann problemlos. Den Kirchturm sieht man über alle Dächer hinweg in den Himmel emporragen, also einfach immer der Nase nach.
Der für unsere Breiten sehr ungewöhnliche Markt eröffnet sich dem Besucher als groß angelegter quadratischer Platz mit einem kreisförmigen Zentrum, in dem sich wiederum ein quadratisches, plan gestaltetes Wasserspiel befindet und um das sich eine Ringstraße schmiegt. Von der Ringstraße gehen sternförmig acht weitere Straßen ab. An dieser Stelle komme ich unweigerlich auf die Geschichte der noch sehr jungen Stadt zu sprechen, die eine ganz besondere ist. Neustrelitz gehört nämlich zu den wenigen barocken Planstädten Deutschlands und wurde als Residenzstadt der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz durch einen Aufruf im Jahre 1733 von Herzog Adolf Friedrich III. gegründet. So erklärt sich nicht nur der axial angelegte und in seinen Formen und Sichtachsen typisch barocke Marktplatz, sondern auch der sonst sehr großzügig gestaltete Stadtriss. Im Gegensatz zu Neuruppin, kann man in Neustrelitz also lange nach alten Stadtstrukturen oder mittelalterlicher Formensprache suchen, man wird garantiert nicht fündig.
Das macht die Stadt aber nicht weniger interessant, im Gegenteil. Wenn von einer barocken Planstadt die Rede ist, dann liegt die Vermutung nahe, dass sich irgendwo in der Nähe auch eine barocke Schloss- und Parkanlage befinden muss. Ursprünglich gab es da auch eine (und zwar südwestlich des Marktes am Ende der Hauptachse), aber das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ein Jammer, vor allem für die Stadt, fühlen sich Touristen von Schlössern und schönen Bauten doch angezogen wie die Motten vom Licht. Verloren ist das Areal jedoch nicht, es stehen noch der klassizistische Hebetempel in der Sichtachse zum Schlossberg und der ebenfalls klassizistische Luisentempel, die Orangerie, das Kavaliershaus und die neogotische Kirche. Das ist doch noch allerhand, außerdem wurde der Barockgarten im Laufe der Zeit erweitert und nach Plänen von Lenné zum englischen Landschaftspark erweitert.
Wir hatten leider kaum Zeit uns das alles anzusehen, aber den Hafen haben wir erkundet. Zu dem kommt man, wenn man am sternförmigen Markt die zweite Abfahrt nach der Kirche (gegen den Uhrzeigersinn) nimmt – am besten zu Fuß. Dann kann man sich auch in Ruhe die schönen, größtenteils wieder hübsch hergerichteten klassizistischen Häuser und Häuschen und Jugendstilvillen ansehen, die für Brandenburg so typisch sind. Und irgendwann eröffnet sich einem rechterhand der Hafen des Zierker Sees, ganz schnuckelig und klein, aber natürlich mit Fischbude, einigen Cafés und Restaurants. Die Fischbude ist für mich immer ganz wichtig – Häfen können bei mir generell punkten, wenn es eine gibt. Für alle Nichtfischfans hält sie auch Bratwurst und Fritten bereit. Also habe ich mir zunächst das obligatorische Bismarck-Brötchen reingezwirbelt, dann haben wir das Bollwerk unsicher gemacht und dann einen Tee im Strandkorb in einem der Cafés geschlürft. Blöderweise ist der Besuchersteg, von dem aus man den See richtig sehen kann – denn der muss riesig sein – so versteckt hinter einem großen Backsteinbau, dass wir den gar nicht gesehen haben. Der Hafen ist in erster Linie für kleine bis mittelgroße Sportboote und Segler ausgelegt, denn die Mecklenburger Seenplatte ist ja dafür bekannt, dass man eben von einem zum nächsten See schippern kann. Irgendwann, wenn ich den Motorbootführerschein in der Tasche habe, mach ich das auch. Muss herrlich sein.
Es gibt also viel zu sehen in Neustrelitz, nicht zuletzt wahnsinnig schöne Architektur, trotz fehlenden Schlosses. Hier noch ein Beispiel.
Übrigens: Im Stadtgebiet von Neustrelitz liegen 8 (!!!) Seen verteilt, die überwiegend auch zum Baden geeignet sind. Die Neustrelitzer Umgebung (inkl. Stadtgebiet) zählt sogar an die 30 Seen, die Auswahl an Badeplätzen ist also phänomenal groß, vielleicht schon mal als Tipp für die nächste Sommersaison!
leider war ich in Neustrelitz auch immer nur auf der Durchreise, ein schönes Städtchen! Und: schicke Campingstühle 🙂 [ps. über dem letzten Bild steht Neuruppin, das verwirrt mich ein wenig ;)]
Ups, gleich geändert. Danke für den Hinweis! Das ist wegen der vielen „Neus“, und ich hab noch drauf aufgepasst, verdammte Betriebsblindheit. 😉 Die Campingstühle sind eigentlich fast schon historisch, wurden aber aufgepimt und neu bezogen. Endlich fällt’s mal jemandem auf. 😀