In Steven SoderberghsSide Effectskämpft Rooney Mara an der Seite von Jude Law gegen Depressionen.
Emily (Rooney Mara) scheint mit ihrem Mann Martin (Channing Tatum) endlich ihr Glück gefunden zu haben. Der jungen Frau aus einfachen Verhältnissen stehen alle Türen offen, bis Martin eines Tages wegen Betrugs verhaftet wird und für mehrere Jahre hinter Gitter wandert. Emily ist von nun an auf sich gestellt und muss den Alltag alleine bewältigen. In ihrer Einsamkeit wird sie depressiv und begibt sich in therapeutische Behandlung. Jahre später wird Martin aus der Haft entlassen, doch Emily ist mit der Situation überfordert und ihre Depressionen verschlimmern sich. Nach ihrem ersten Selbstmordversuch werden ihr vom behandelnden Psychiater im Krankenhaus (Jude Law) Psychopharmaka verschrieben. Zunächst scheinen ihr die Medikamente zu helfen, doch dann machen sich die ersten Nebenwirkungen bemerkbar.
Side Effects beginnt als Drama, entwickelt sich aber sehr schnell zum packenden Thriller mit überraschenden Twists und Wendungen. Der elegante Thriller erinnert ein wenig an die glorreiche Hitchcock Ära – aber eben nur fast. Side Effectsschafft es zwar durchaus zu überraschen, aber nicht wirklich zu faszinieren. Leider konnte sich Steven Soderbergh nicht entscheiden, ob er eine Kampagne gegen die Pharmaindustrie oder doch lieber einen spannenden Thriller drehen will. Die Kombination aus beidem gelingt nur ansatzweise. Auf ganzer Linie punktet Side Effects dafür jedoch mit seinem Schauspielensemble! Rooney Mara kann man durchaus als Idealbesetzung für die junge Emily bezeichnen und Catherine Zeta-Jones und Jude Law spielen auf gewohnt hohem Niveau. Alles in allem ist Side Effects ein guter Film, aber kein Thriller der lange in Erinnerung bleibt. sk
Endlich habe ich es geschafft, den oscarnomierten Action-Thriller Captain Phillips zu sichten. Das stand schon lange auf meiner Liste. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Die Bezeichnung „Action-Thriller“ erscheint mir zu profan für einen Film solch brisanten und alarmierenden Inhalts.
Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit und ist dieser Tage keine seltene: Der Amerikaner Richard, (bezeichnenderweise) „Rich“ Phillips (Tom Hanks) arbeitet als Kapitän bei der US-Reederei Mærsk Line Limited. Im April 2009 wird er für die Route Oman-Mombasa eingesetzt, die über den Golf von Aden führt und wegen regelmäßiger Übergriffe durch somalische Piraten als eines der gefährlichsten Seegebiete weltweit gilt. Aus einer Notfallübung zur Piraten-Abwehr wird urplötzlich Ernst, als Phillips auf dem Radar zwei sich rasant nähernde Kleinboote entdeckt. Er schlägt sofort Alarm und gibt seiner Crew vorschriftsgemäße Anweisungen, was als nächstes zu tun ist. Die Abwehr funktioniert einstweilen auch tadellos, denn durch einen Bluff via Funk gelingt es Phillips wenigstens eines der Boote abzuschütteln. Das zweite Boot bleibt der Mærsk Alabama allerdings weiterhin dicht auf den Fersen und erreicht das auf Hochtouren laufende Containerschiff schneller als es dem Captain lieb ist. Trotz Wasserwerfern schaffen es die Piraten, allen voran der junge Muse (Barkhad Abdi), schließlich an Bord und reißen das Schiffskommando mit Waffengewalt an sich. Was folgt, ist ein äußerst nervenaufreibender Kampf um das immer gleiche Übel „Macht und Geld“, der von vornherein aussichtslos scheint und so oder so zu keinem guten Ende führen kann…
Was Regisseur Paul Greengrass hier geschaffen hat, ist nicht nur ein – wie zu Beginn erwähnt – abendfüllender und spannungsgeladener Action-Thriller, sondern vor allem ein politisch motivierter Film zumindest teilweise aufklärerischen Charakters und ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Weltmachtpolitik, die keine Rücksicht auf Verluste nimmt. Die Hintergründe werden dabei zwar nur angeschnitten – es ist die Rede von Überfischung durch die Industrienationen – wer sich allerdings nur ein bisschen für Politik interessiert, weiß um die scheinbar nie endende Misere in der dritten Welt, weiß um den Export billiger, drittklassiger Nahrungsmittel zu den ärmsten der Armen, für die es dadurch praktisch unmöglich wird, eine eigene Wirtschaft auf die Beine zu stellen, und der weiß auch um die Ausfuhr von Abermillionen Waffen in Länder, in denen die Menschen von einer funktionierenden Demokratie nur träumen können und stattdessen in Korruption und Bürgerkriegen einen Ausweg aus der Armutshölle suchen. Greengrass packt dieses heikle Thema gekonnt an und beweist mit Hilfe eines wieder einmal erstklassigen Tom Hanks und des als bester Nebendarsteller für den Oscar nominierten Barkhad Abdi höchste Sensibilität, indem er Mimik und Gestik sehr genau auszuloten vermag und damit realistische Situationen schafft. Die Dialoge treten in Anbetracht der Lage und Angespanntheit aller Beteiligten in den Hintergrund und schnell wird klar, dass es für solch eine Extremsituation keine allgemeingültige Vorgehensweise und vor allem keine zufriedenstellende Lösung geben kann. Was bleibt, ist ein gnadenloser Überlebenskampf auf beiden Seiten und ein verzweifelter Kampf um Anerkennung und Gehörtwerden auf Seiten der Piraten, die sich nicht anders zu helfen wissen als westliche Schiffe zu kapern. Trotz riesigen Navy-Aufgebots gegen Ende des Films, gibt es keinen klaren Sieger. Amerika demonstriert zwar wie gewohnt seine Stärke, die dem Zuschauer zeitweilig als riesige Welle des Patriotismus entgegenschlägt, letztlich wird der gewissenlose Westen jedoch Opfer seiner selbst.Captain Phillipsschafft in erster Linie Bewusstsein und fordert dazu auf hinzusehen. In zweiter Linie stellt sich allerdings auch die Frage nach den westlichen Motiven und einer möglicherweise bewussten Kleinhaltung des afrikanischen Kontinents. Dies alles lässt den Zuschauer einigermaßen wütend und hilflos zurück und setzt damit genau zur richtigen Zeit das richtige Zeichen. fg
USA 2013
Verleih: Sony Pictures Home Entertainment
Regie: Paul Greengrass
Schauspieler: u.a. Tom Hanks, Barkhad Abdi, Faysal Ahmed, Barkhad Addirahman, Mahat M. Ali, Catherine Keener
Laufzeit: ca. 134 Min.
Genre: Action-Thriller, Drama
Bonusmaterial: Audiokommentar vom Regisseur, Featurette „Captain Phillips‘ Gefangennahme“, Einblicke in die Dreharbeiten