Obwohl dieses Jahr echt ein schlechtes Jahr war, was mich und das Kino angeht (weil ich zu wenig Zeit hatte und mich vieles auch einfach nicht reizte), habe ich mich trotzdem mal hingesetzt und ’ne Liste mit den 10 besten Art House Filmen erstellt (weil ich eh in kaum ein anderes Kino gehe als unser schönes Odeon/Lichtspiel). Vieles habe ich aber auch einfach verpasst. Also wenn ein eurer Meinung nach wirklich guter Film fehlt, dann habe ich ihn wahrscheinlich einfach noch nicht gesehen. In diesem Fall, würde ich mich freuen, wenn ihr mir eure Empfehlungen mal in die Kommentare schreibt. Und wer möchte und nicht selbst schon so eine Liste online gestellt hat (ich bin, was die kursierenden Blogparaden angeht, nicht ganz auf dem neuesten Stand, befürchte ich), ist natürlich HERZlich eingeladen mitzumachen. Ich würde mich über eine rege Beteiligung eurerseits sehr freuen! Und jetzt geht’s mal los:
Platz 1
geht an: Der kleine Prinz(Mark Osborne), weil er so universell und schön ist.
Platz 2
geht an: Wir sind jung. Wir sind stark. (Burhan Qurbani), weil er real ist.
Platz 3
geht an: Wild Tales(Damián Szifron), weil er mal ganz anders ist.
Platz 4
geht an: Heute bin ich Samba, (Éric Toledano, Olivier Nakache), weil Omar Sy immer den richtigen Ton trifft.
Platz 5
geht an: Der große Trip (Jean-Marc Vallée), weil man mit auf Reisen geht.
Platz 6
geht an: Die Gärtnerin von Versailles (Alan Rickman), weil Kostümfilme mit Kate Winslet und Alan Rickman immer gehen.
Platz 7
geht an: Selma (Ava DuVernay), weil das Thema ein bisschen überstrapaziert, aber der Film genau austariert ist.
Platz 8
geht an: Birdman (Alejandro González Iñárritu), weil der schon sehr gut ist, aber mich andere Themen mehr berührt haben.
Platz 9
geht an: The Imitation Game (Morten Tyldum), weil das für ein Rechengenie wie mich mal ganz interessant war.
Platz 10
geht an: Frau Müller muss weg(Sönke Wortmann) und Der Chor (François Girard), weil das beides austauschbare Filme sind und ich da mehr erwartet hätte.
Für mich war es das Jahr der mehr oder weniger unbekannten Regisseure – das finde ich ganz interessant. Und nun seid ihr dran! Her mit den Filmtipps!
Kaum ein Buch hat solch eine Strahlkraft wie „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry – auch nach mehr als einem halben Jahrhundert. Und es gibt keine bessere Zeit, die Botschaft des schlauen Piloten, der sich nie hätte träumen lassen, dass seine Geschichte so viele Menschen erreicht, neu verfilmt in die Kinos und Herzen der Menschen zu bringen. Weil „Der kleine Prinz“ zu einem meiner Lieblingsbücher zählt, musste ich mir den Film auf jeden Fall ansehen.
„Der kleine Prinz“ gehört zur Weltliteratur und jeder weiß wahrscheinlich deshalb in etwa, worum es geht. Trotzdem fasse ich die Handlung des Buches noch einmal kurz zusammen: Ein Pilot muss in der afrikanischen Wüste eine Bruchlandung hinlegen und trifft nach entbehrungsreichen Stunden auf einen kleinen blonden Jungen mit grünem Hemd, grüner Hose und gelbem Schal. Er nennt sich Der kleine Prinz, kommt vom Asteroiden B 612 und ist zufällig auf der Erde gelandet. Die Begegnung der zwei ungleichen Fremden, die zu Freunden werden sollen, ist eine sonderbare, aber vor allem eine besondere. Der kleine Prinz möchte ein Schaf gezeichnet haben, eines, das er mit auf seinen Planeten mitnehmen kann, damit es die Keimlinge der Affenbrotbäume frisst. Die wachsen auf dem winzigen Planeten wie Unkraut und bedrohen seine geliebte Rose, seine einzige Freundin dort oben in den Sternen. Der Pilot und der kleine Prinz überlegen eifrig, wie er die Rose, die er vor seiner Reise zur Erde und einigen anderen Planeten zurücklassen musste, retten kann. Vor allem aber reden sie. Über die großen Leute, die nie etwas auf Anhieb verstehen und die verlernt haben sich zu erinnern. Und sie lernen gemeinsam, was es heißt, einen Freund zu haben.
Damit habe ich nur kurz umrissen, was eigentlich viel komplexer ist. Nicht umsonst wird „Der kleine Prinz“ immer und immer wieder von Generationen Kindern und Erwachsenen verschlungen und von Filmemachern adaptiert. Dieses Jahr hat sich Regisseur Mark Osborne an den viel diskutierten Stoff gewagt und einen französischen Animationsfilm daraus gemacht. Und noch dazu einen wirklich guten. Nun könnte man sagen, die Zeit ist günstig, dieser Tage, kurz vor den Feiertagen betrachtet man die Welt ja sowieso durch die rosarote Zuckerwattebrille. Aber ich glaube, mein Blick ist relativ ungetrübt und ich kann mir den Film auch bei 30° Grad im Schatten angucken, an meiner Meinung wird sich nichts ändern. Das „Prädikat besonders wertvoll“ wurde nicht grundlos vergeben.
Anders als bei Vorgängeradaptionen, werden in Der kleine Prinz zwei Geschichten erzählt. In der Rahmenhandlung geht es um ein keines Mädchen, dass von ihrer liebevollen, aber vor Arbeit betriebsblinden Mutter zur ständigen Selbstoptimierung angehalten wird. Toben, Spielen, Unsinn machen: unerwünscht. Doch irgendwie machen Kinder ja doch, was sie wollen und so geschieht es, dass das Mädchen Bekanntschaft mit dem etwas verschrobenen, aber herzensguten Nachbarn macht. Der lebt wie es ihm gefällt. Alles in seinem Haus ist bunt, verrückt und chaotisch, aber deshalb auch so spannend und wunderschön. Und dann sind da ja noch das rote, klapprige Flugzeug im Garten und die losen Blätter mit der Geschichte vom kleinen Prinzen…
Die Binnenhandlung von Der kleine Prinz grenzt sich deutlich von der Rahmenhandlung ab. Allein durch die Unterschiede in der Animationstechnik werden hier Kontraste geschaffen. Die Binnenhandlung orientiert sich dabei stark an den einzigartigen Illustrationen von de Saint-Exupéry. So gelingt es Osborne, die Geschichte vom kleinen Prinzen weiterhin als selbständigen und für sich sprechenden Teil bestehen zu lassen und von der Rahmenhandlung abzugrenzen. Für mich ist das ein ganz wesentlicher Punkt, denn so bleibt das Original unangetastet. Das Verweben von Rahmen- und Binnenhandlung ist trotzdem so gut gelungen, dass eine tolle Symbiose entsteht. Die Figuren und Dialoge sind witzig und gut durchdacht. Auch wird die Aussage des Buches in ihrer Komplexität noch einmal hervorgehoben. Als erwachsener Zuschauer hinterfragt man den Inhalt neu und es ergeben sich interessante Sichtweisen. Vor allem wird dabei eines sehr deutlich: Der Interpretationsspielraum ist gewollt und „die Großen“ müssen mal davon wegkommen, immer alles erklären und verstehen zu wollen. Das Ergebnis ist es nicht wert. Neben der Ode an die Freundschaft ist das die wichtigste Aussage, sowohl des Buches als auch des Films. Und eigentlich habe ich schon viel zu viel Analyse betrieben, völlig unnötig. Schaut ihn euch einfach selbst an. Mit Kindern, ohne Kinder – ganz egal. Freigegeben ist der Film ab 0 Jahren und tatsächlich ist er auch für kleine Kinder durchaus geeignet (wieder der Hinweis: Man muss nicht alles bis ins Kleinste verstehen). Das zumindest haben meine Beobachtungen ergeben, die 4- bis 6-Jährigen waren absolut aufmerksam bei der Sache und das spricht wohl als wichtigstes Argument für den Film. Ich wünsche euch eine zauberhafte Zeit im Kino!
FR 2015
Produktion: u.a. Orange Studio
Regie: Mark Osborne
Synchronsprecher: (Originalfassung): u.a. Mackenzie Foy (kleines Mädchen), Jeff Bridges (Pilot), Rachel McAdams (Mutter), James Franco (Fuchs), Marion Cotillard (Rose)
Synchronsprecher (deutsche Fassung): u.a. Matthias Schweighöfer (Fuchs), Til Schweiger (Der kleine Prinz)