Von Opfan, Geborderleinten und Geisterkranken – Tscheck sis aut!

Fack ju Göhte

fack-yu-goehte-20Ein Film, in dem Elyas M’Barek und Karoline Herfurth mitspielen, kann eigentlich nicht schlecht sein, dachte ich mir und ich habe gutes Gespür bewiesen. Ich fand bereits den Trailer sehr lustig, hatte allerdings so meine Bedenken, dass sich Fack Ju Göhte in die Riege der Komödien einreiht, bei denen das gesamte Pulver schon im Trailer verschossen wird. Dem war, Gott sei Dank, nicht so. Ein Brüller jagte den nächsten, das Gelächter im Kinosaal war groß. Der Humor ist sicher nicht jedermanns Sache, besonders die älteren Generationen werden mit dem wenig milden Umgangston der Jugend sicher ihre Schwierigkeiten haben, aber die sind auch nicht das Publikum, an das sich der Film richtet.

Thema sind Jugendliche aus bildungsfernen Schichten (wie man so schön sagt), die es gilt, irgendwie in den Griff zu bekommen. Die Geschichte, die drumherum gesponnen wird, ist simpel, aber witzig. Zeki Müller (Elyas M’Barek), gerade aus der Haft entlassen, braucht dringend Geld, um die Schulden bei Freund und Puffbesitzer Attila (Erdal Yıldız) zu begleichen. Bei einem seiner letzten Banküberfälle ist eine Menge Schotter rausgesprungen, das seine alte Bekannte Charlie (Jana Pallaske) während seiner Knastzeit irgendwo sicher verbuddeln sollte. Sie hätte sich dafür keinen besseren Ort als eine Baustelle aussuchen können, denn genau dort steht nun die Sporthalle der Göthe-Gesamtschule. Blöd gelaufen, aber Zeki hat schnell einen Plan parat, wie er die Beute retten kann. Eigentlich wollte er sich an der Schule als Hausmeister vorstellen, gibt sich aber schließlich als Aushilfslehrer aus und bekommt den Job. So lernt er die Streber-Referendarin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) kennen und muss sich nicht nur mit der schulmeisterhaften (aber dennoch liebenswerten) Nervensäge rumschlagen, sondern schließlich auch mit dem Lehrerschreckgespenst 10b – allesamt schwer erziehbare, hoffnungslose Sitzenbleiber, die bisher noch jeden Lehrer rausgeekelt haben. Der Ex-Knacki aber lässt sich nicht so schnell unterkriegen und bleibt resistent.

3334551-alte-verwitterten-roten-ziegel-wand2An dieser Stelle beginnt der Film erst richtig lustig zu werden, denn die Geschichte lebt von der Jugendsprache made in Berlin Kreuzberg (oder einem anderen Großstadtkiez). Sätze wie „Ey, du Opfa, guck ma dem sein Mudda!“ oder „Sind Sie geborderleint oder was, Sie Geisterkranker?“ bzw. „Ey’sch hab disch darum gebittet, man!“ sind da noch harmlos. Perfektioniert wird das Ghetto-Deutsch insbesondere von Jella Haase, die Chantal, eine der dominanteren 10b-ler, spielt und entweder privat auch so spricht oder eine sehr gute Schauspielerin ist. Normalerweise regt mich dieses abartig falsche Deutsch immer tierisch auf, aber hier wird der „Assi-Slang“ so herrlich aufs Korn genommen, dass man den „Dialekt“ (o.O) am Ende fast sympathisch findet. OMG. Zurück im Text: Herr Müller vollbringt das Wunder. Er schafft es die 10b, auf seine ganz eigene unkonventionelle Art, zurück auf Kurs zu bringen. Und das ist einfach saukomisch. Ob und wie Zeki an seine Beute kommt (das wollte er ja so ganz nebenbei auch noch erledigen) und was noch so alles passiert, wird hier nicht verraten. Fack Ju Göhte ist sicher kein tiefgründiger Film, der unbedingt zum Nachdenken anregen will. Auch die Grundidee, dass das wohl erzogene, gut gebildete Mädchen von nebenan  (Lisi Schnabelstedt) auf den unerzogenen und unterprivilegierten Typen mit türkischen Wurzeln (Zeki Müller) trifft, ist nicht neu und sicherlich auch klischeebehaftet. Wir erinnern uns an „Türkisch für Anfänger“, da war das ganz ähnlich. Die unverkennbaren Parallelen verwundern allerdings auch nicht, denn beide Filme sind das Werk von Bora Dağtekin. Als klassischer Feel-Good-Movie, der obendrein über einem Spitzen-Cast verfügt, ist Fack Ju Göhte sehr, sehr gelungen und allemal sehenswert, denn was gibt es schöneres als mit einem Grinsen im Gesicht aus dem Kino zu spazieren.   fg

Und weil’s so lustig war, hier ein kleiner Vorgeschmack:

DE 2013

Produktion: Rat Pack Filmproduktion, Constantin Film

Regie: Bora Dağtekin

Schauspieler: u.a. Elyas M’Barek, Karoline Herfurth, Katja Riemann, Jana Pallaske, Alwara Höfels, Jella Haase, Uschi Glas

Lief an am: 07.11.2013

Laufzeit: 105 Min.

Genre: Komödie

Obacht vor den Naschtieren!

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2

maxresdefaultHin und wieder kommt es vor, da finde ich mich in einem Kinosaal mit fast ausschließlich Kindern als Publikum wider. Nun war es mal wieder soweit: das Kind in mir wollte raus und rein in Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 (Originaltitel: Cloudy with a Chance of Meatballs 2). In der Fortführung des ersten Teils, der bereits 2009 in die Kinos kam, wird Flint Lockwood endlich als Genie gefeiert und das auch noch von seinem Erfinderidol Chester V. Dieser bietet ihm einen Job in seiner weltbekannten Live Corp Company an, in einer Firma, in der nur die klügsten Erfinder aufgenommen werden! Flints größter Traum wird Wirklichkeit. Doch das Naturgesetzt verlangt ja, dass nie alle guten Dinge beisammen sind und so erfährt Flint, dass seine Erfindung, der Flitzemdeför (eine Maschine, die Wasser in Essen verwandeln kann), immer noch aktiv ist und auf seiner Heimatinsel eine Art Lebensmittelevolution hervorgerufen hat. Die Insel wird nun von den sogenannten Naschtieren beherrscht! Chester V heuert Flint dazu an, erneut die Welt zu retten und etwas gegen die Nahrungsinvasion zu unternehmen. Flint und seine Freunde brechen im Zeichen des Weltfriedens auf, ahnen dabei aber nicht, was der böse Erfinder in Wahrheit im Schilde führt.

Kino-Mehrteiler haben es ja so an sich, dass man als Zuschauer mit einer gewissen Erwartungshaltung in den zweiten, dritten oder x-ten Film geht. Meine wurde diesmal nicht enttäuscht. Sony Pictures Animation hat sich auch bei Teil 2 richtig ins Zeug gelegt und kann durchaus mit den Animationsgrößen wie Pixar, Dreamworks oder Universal mithalten. Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 ist ein liebevoll gestalteter, bunter Bilderrausch mit tollen und witzigen Figuren. Und was es da alles zu sehen gibt! Angelnde Gewürzgurken (namens- und herkunftsbedingt natürlich meine Lieblingstiere im Film^^), Zwiebelsaurier, Tacodile, Schrimpansen, Bananastrauße, Wassermelofanten, FlamAngos Nilpferdtoffeln und nicht zuletzt den gefährlichen Frittantula. Schon allein die Wortspiele sind zu schön. Auch die anhängliche kleine Erdbeere mit den großen Kulleraugen ist ganz bezaubernd. Die Handlung wird durch Slapstick und Situationskomik getragen. Das funktioniert einfach immer, heute wie damals. Thema ist diesmal nicht die Fastfood-Industrie, sondern der verantwortungsvolle Umgang mit Umwelt und Natur. Und natürlich die Botschaft, dass wahre Freunde ein kostbares Gut sind.

Man hat die Wahl zwischen 2D und 3D. Obwohl kein großer Fan von 3D, habe ich mich diesmal für den Zusatz „Brille“ entschieden, denn wo sonst machen Filme in der dritten Dimension einen Sinn, wenn nicht im Animationsgenre. Die deutsche Synchronisation ist soweit ok, besonders hervor sticht Chester V’s rechte Hand, die Äffin Barb, mit ihrem herrlich lalligen Berliner Dialekt (gesprochen von Cindy aus Marzahn). Ein klein bisschen gestört hat mich die Schnelligkeit bzw. Hektik des Films, aber das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich nicht mehr zehn bin und mittlerweile ein etwas gediegeneres Tempo an den Tag lege. Kinder können einfach schneller denken 😉 Aber nicht nur für die Jüngsten ist der Film ein großer Spaß, auch Erwachsene können in Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 durchaus auf ihre Kosten kommen.   fg

wolkig-2-posterUSA 2013

Produktion: Sony Pictures Animation

Regie: Cody Cameron, Kris Pearn

Deutsche Synchro: Robin Kahnmeyer, Palina Rojinski, Axel Lutter, Cindy aus Marzahn

Lief an am: 24.10.2013

Laufzeit: 95 Min.

Genre: Animationsfilm, Komödie