Millionenschwere Luftschlösser

Arbitrage

Quelle: moviepilot.de
Quelle: moviepilot.de

Obwohl ich großer Richard Gere-Fan bin, ist mir Arbitrage – Macht ist das beste Alibi (Originaltitel: Arbitrage) bisher irgendwie durch die Lappen gegangen. Ich hatte davon gehört, mochte aber die Vorstellung vom immer treuherzig dreinblickenden Gere als Bösewicht nicht und hab den Film dann Film sein lassen. Neulich bot sich mir allerdings doch die Gelegenheit zur nachträglichen Sichtung.  Beim Durchzappen durchs langweilige Fernsehprogramm bin ich hängengeblieben, zunächst nur wegen des unwiderstehlichen Hundeblicks.

Der New Yorker Hedgefondmanager und Investmentunternehmer Robert Miller (Richard Gere) lebt in Dimensionen, in denen der Normalo noch nicht einmal zu denken vermag. In seiner Welt geht es um Gewinne, die noch nicht erwirtschaftet sind und trotzdem – just in time – weiterverkauft werden. So funktioniert die Finanzwelt, auf der die Weltwirtschaft und letztlich, wenn auch für die meisten unbemerkt, unser alltägliches Leben basiert. Als Profi weiß Miller um diese Tatsache und mischt im Handel um die riesigen Luftschlösser, deren Ausmaße sich in einem ständigen Wandel befinden, kräftig mit. Doch bei jeder Investition schwingt auch ein gewisses Risiko mit und so verspekuliert sich Miller bei einem Deal mit einer ausländischen Kupfermiene. Für den Großunternehmer kommt das gänzlich ungelegen, denn die Firma soll möglichst schnell verkauft werden – schließlich hat sie genug Gewinne eingefahren, sodass auch die Ururururenkel noch gut davon leben können. Ein Verlust von mehreren hundert Millionen Dollar würde den Wert und den Ruf der Firma schließlich enorm schmälern, sodass Miller kurzerhand einfach die Bilanzen fälscht. Noch dazu gibt es auch privat Schwierigkeiten und der schöne Schein beginnt zu bröckeln…

Mit Arbitrage beackert der bisher noch wenig bekannte Regisseur Nicholas Jarecki zwar kein neues Themenfeld, dennoch konnte mich der Film durch sein angenehmes Tempo, ausgereifte Charaktere und nicht zuletzt aufgrund exzellenter Schauspielkunst (Susan Sarandon und Richard Gere in Kombi!!!) überzeugen.  Trotz des ruhigen Erzählstils und des ja doch eher trockenen Themas, das sicher nicht jedermanns Sache ist (ich zähle mich da dazu), kommt der Film ganz ohne Längen aus und bleibt konstant spannend – absolut bemerkenswert. Im Vordergrund steht dabei das Handeln Robert Millers, verkörpert durch Gere, der hier genau den richtigen Ton trifft – nicht rührig, aber auch nicht kalt wie ein Eisblock. Gegenbeweis erbracht: Richard Gere als „Bösewicht“ funktioniert also doch! Wenngleich auch als angenehmer Bösewicht. Für alle Gere-Fans ist Arbitrage also auf jeden Fall ein muss. Aber auch die, die seinem Charme (noch) nicht verfallen sind und alle anderen „Gebietsfremden“ kommen bei Arbitrage sicherlich auf ihre Kosten. Action darf man jedoch nicht erwarten, die Stärken des Films liegen eindeutig woanders.   fg

Quelle: moviepilot.de
Quelle: moviepilot.de

US 2012

Produktion: u.a. Green Room Films

Regie: Nicholas Jarecki

Schauspieler: u.a. Richard Gere, Susan Sarandon, Brit Marling, Laetitia Casta

Lief an am: 07.06.2013

Genre:  Drama, Thriller

Laufzeit: 107 Min.

gurk’s Lieblingsfilme

Gurks Lieblingsfilme

Die Liste an guten Filmen ist bekanntermaßen ziemlich lang und es fiel mir wirklich schwer, mich für zehn Lieblingsfilme zu entscheiden. Ich habe in meiner Liste durchgestrichen, ausgetauscht, durchgestrichen, ausgetauscht…und das ist nun dabei rausgekommen. Die Auswahl habe ich größtenteils nach dem „Kann ich mir immer wieder angucken, wird nie langweilig und bin immer wieder fasziniert“-Prinzip getroffen. Damit einher geht natürlich auch eine in meinen Augen erkennbare Qualität. Um es gleich vorwegzunehmen: es sind deshalb ein oder vielleicht auch zwei etwas abgedroschene Filme dabei, aber ich komme nicht umhin, sie müssen unbedingt mit rein 😉

Demnächst seht ihr dann auch KNAUER’S Lieblingsfilme.

Eins noch: Eigentlich ist mein Lieblingsgenre der Thriller. Umso verwunderter war ich selbst über das folgende Ergebnis. Weil ich hier bei weitem nicht alle Top-Thriller mit reinbringen kann, wird es dazu nochmal eine extra Top-Ten geben.

Jetzt aber… bitteschön:

Platz 1: Erin Brockovich – Eine wahre Geschichte (2000)

albert_finney_julia_roberts_erin_brockovich_002Die Wahl des ersten Platzes fiel mir im Gegensatz zu den anderen Platzierungen ausnahmsweise sehr leicht. An dieser Stelle steht unangefochten eines der besten Biopics aller Zeiten. Mit Erin Brockovich – Eine wahre Geschichte (Originaltitel: Erin Brockovich) gelang Steven Soderbergh zur Jahrtausendwende ein wahres Meisterwerk der Filmkunst. Ich habe den Film gefühlte hundert Mal gesehen und er begeistert mich immer wieder von Neuem. Es geht um wenig, aber doch um viel. Die arbeitssuchende und alleinerziehende Mutter dreier Kinder, Erin Brockovich (Julia Roberts), bekommt einen Job bei der Anwaltskanzlei Masry & Vititoe. Dort bearbeitet sie eine Akte betreffend einer Familie in Hinkley und dem Westküsten-Energieriesen Pacific Gas and Electric. Im Laufe ihrer Recherchen rund um den Fall deckt die engagierte Neu-Anwaltsgehilfin schließlich einen Umweltskandal auf, der es in sich hat und den Zuschauer fassungslos macht. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit und das Beste ist: Diese toughe, kämpferische und absolut beeindruckende Frau mit so viel Herz und Verstand gibt es tatsächlich. Sie ist sogar kurz im Film als Kellnerin zu sehen, aber das nur am Rande. Die Umsetzung der Story geschieht fast dokumentarisch, aber eben nur fast und überhaupt nicht langweilig oder zäh. Einzigartig ist vor allem Julia Roberts Schauspielleistung, ohne die der Film nicht das wäre, was er ist und für die sie verdientermaßen einen Oscar erhielt. Der Film ist bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt und erzählt auf ganz natürliche Art und Weise, wie das Leben manchmal so spielt, was man trotz aller Widrigkeiten alles erreichen kann und was tagtäglich für unglaubliche Dinge auf unserem Planeten geschehen.

Prädikat: Eindrucksvolles Umweltdrama und Biopic. Unbedingt ansehen!

Platz 2: Frida (2002)

Frida_1Als Kunsthistorikerin, absolute Frida Kahlo-Verehrerin und kleine Rebellin, die ich bin, sind meine sozusagen „naturbedingten“ Avancen zu diesem Film ganz einfach zu erklären. Nichtsdestotrotz wurde die ohnehin beeindruckende Biographie der wohl bekanntesten mexikanischen Künstlerin in Julie Taymors Film auf einzigartige Weise verfilmt. Die Bilder strahlen vor Farbenfreude und geben das mexikanische Lebensgefühl in einer Weise wider, dass es schon deshalb eine Wonne ist, zuzusehen. Nun war Frida Kahlos Leben längst nicht immer hell und bunt – ein schwerer Verkehrsunfall und die leidvolle Liebe zu dem großen sozialistischen Muralismo-Maler Diego Rivera bereiteten ihr Zeit ihres Lebens immer wieder große Schmerzen – aber trotz aller schwarzen Momente behielt sie sich doch immer eines bei: ihre Lebenfreude. Das versucht der Film zu vermitteln und es ist nicht nur bei einem Versuch geblieben. Untermalt werden die schönen Bilder durch mexikanische Klänge und tolle Kostüme. Der Film zeigt auf mitreißende Art Fridas tiefe Liebe zu ihrer schönen Heimat und macht auch deutlich, wie schwer sich die Künstlerin mit den „Gringos“ – den kapitalistischen Amerikanern – tat. Selma Hayek ist mit Leib und Seele Frida Kahlo und hat mich mit ihrer schauspielerischen Leistung in diesem Film schwer beeindruckt. Für den Oscar hat es 2003 in dieser Kategorie zwar leider nicht gereicht, dennoch konnte der Film zwei der begehrten Trophäen für die „Beste Filmmusik“ und „Beste Maske“ einheimsen.

Prädikat: Imposante Künstlerbiografie über eine außergewöhnliche Frau.  Besonders wertvoll!

Platz 3: Pretty Woman (1990)

Pretty_Woman_15.jpgIch habe ja bereits davor gewarnt. Platz 3 geht an den Klassiker Pretty Woman. Wer kennt sie nicht, die allerschönste Cinderella-Story überhaupt!  Das ist definiv ein Film, der mir nie zum Halse raushängen wird. Zu schön ist doch die Geschichte um die Liebe, die alle Grenzen überwinden kann. Oh je, was schreibe ich da 🙂 Aber was soll’s, ich finde den Film einfach toll und das, obwohl mich die Sehnsucht nach dem Prinzen mit dem Gaul gar nicht plagt. Was ist es dann, was mich Garry Marhalls Liebeskomödie nicht überdrüssig werden lässt? Bei genauerer Überlegung ist es vielleicht vielmehr der Glaube an Menschlichkeit, Nachsicht, Verständnis und bedinginglosem Geliebtwerden – die Urbedürfnisse eines Jeden. Ich merke schon, wie ich es drehe und wende, es klingt einfach kitschig. Ganz und gar nicht kitschig hingegen finde ich die Umsetzung des Stoffes selbst (bis auf ein paar wenige Ausnahmen). Im Fokus der Geschichte stehen die Prostituierte Vivian Ward (Julia Roberts) und der Immobilienhai Edward Lewis (Richard Gere), die sich „geschäftlich“ kennen und ungewollt lieben lernen. Spießig und kitschig ist etwas anderes – besonders zu der Zeit, in der der Film in die Kinos kam. Der Job einer Prostituierten wurde zuvor selten auf so unverblümte und dennoch menschliche Weise dargestellt. Desweiteren spielt der Film mit Klischees, ist ehrlich, direkt, frech und die Hauptfiguren, verkörpert durch zwei einzigartige Charakterdarsteller, unglaublich charmant. Wie realistisch die Geschichte jedoch ist, sei mal dahingestellt. Auch das Happy-End ist sichtlich made in Hollywood, obwohl zunächst eigentlich nicht so vorgesehen. Julia Roberts erhielt 1991 den Golden Globe Award in der Kategorie „Beste Schauspielerin“. Mit Pretty Woman gelang ihr endgültig der schauspielerische Durchbruch. Berühmt und unvergessen ist auch der Soundtrack von Roxette, der im selben Jahr mit dem Grammy ausgezeichnet wurde.

Prädikat: Herzerfrischende Liebeskomödie. Ein Film-Mythos!

Platz 4: Forrest Gump (1994)

Forrest_Gump_1Der wohl ebenfalls allseitsbekannte Film Forrest Gump bezaubert in vielerlei Hinsicht. Schon allein, wie die Geschichte des etwas zurückgebliebenen naiven Jungen, der allmählich zum Mann heranwächst, von Regisseur Robert Zemeckis erzählt wird, ist außergewöhnlich. In der Rahmengeschichte sitzt der erwachsene Forrest (Tom Hanks) auf einer Bank in Savannah (Georgia) und erzählt den wechselnden Sitznachbarn unbedarft Episoden aus seinem bewegten Leben: wie seine Mutter (Sally Field) den damals noch unbekannten Elvis Presley beherbergte, wie er den Beginn der Watergate-Affäre herbeiführte, das Joggen erfand, die Medal of Honor für Zivilcourage im Viatnamkrieg verliehen bakam, einen Schrimpkutter kaufte und durch Investitionen in das noch junge Computerunternehmen Apple Millionär wurde und und und. Forrest taucht überall da auf, wo Geschichte geschieben wird und nimmt dies auf herrlich leichte Art als ganz selbstverständlich. All das hilft ihm wahrscheinlich auch über die lange Zeit unerwiderte Liebe zu seiner Kinder- und Jugendfreundin Jenny (Robin Wright) hinweg, die erst sehr spät erkennt, was sie an Forrest hat. Natürlich basiert die Geschichte auf keiner wahren Begegebenheit – das wäre doch zu schön um wahr zu sein – sie lädt jedoch zum unbeschwerten Träumen ein und ist traurig und amüsant zugleich. Der Film erhielt 1996 sechs Oscars, u. a. in den Kategorien „Bester Hauptdarsteller“, „Beste Regie“ und „Bester Film“ sowie drei Golden Globes. Zurecht, wie ich finde, denn nur wenige Filme schaffen den Spagat zwischen den ganz großen Gefühlen. Forrest Gump ist einer davon.

Prädikat: Legendäres Epos. Ein Muss in jeder DVD-Sammlung!

Platz 5: Willkommen bei den Sch’tis (2008)

48c0a355786b5Eine der komischten Komödien unserer Zeit ist der wunderbare Film Willkommen bei den Sch’tis (Originaltitel: Bienvenue chez les Ch’tis) von dem französischen Komiker, Schauspieler und Regisseur Dany Boon. Mich krümmt es jedes Mal erneut vor Lachen, wenn ich mir den Film anschaue. Ich kann diese Kinoperle daher nur all denen, die sie noch nicht gesehen haben, wärmstens ans Herz legen. Wer französiche Komödien mag, wird diesen Film lieben. Die Leichtigkeit des französischen Kinos findet in dieser Komödie ihre Vollendung. Thema und Umsetzung sind einfach zu herrlich: Phillippe Abrams (Kad Merad) ist Leiter einer Postfiliale in Marseille und bemüht sich auf das Drängen seiner Frau hin schon seit Jahren um eine Versetzung an die Côte d’Azur. Um seinem Ziel endlich näher zu kommen, gibt er sich als Behinderter aus. Der Schwindel wird jedoch als solcher entlarvt und Phillippe wird zur Strafe in den Norden Frankreichs nach Bergues versetzt. Sein schlimmster Alptraum wird wahr. Der französische Norden genießt im Süden ganz und gar keinen guten Ruf: dort ist es kalt und die Bewohner gelten aufgrund ihrer unverständlichen Sprache als dümmlich und hinterwäldlerisch. Frau Abrams (Zoé Félix) ist sauer auf ihren Mann und so muss Phillippe den „schweren“ Weg nach Bergues ohne seine Familie antreten. Die Odyssee nimmt seinen Lauf. Allein die beschwerliche Autofahrt in den „hohen Norden“ ist herzallerliebst inzseniert. Auch nachdem Phillippe endlich am Ziel angekommen ist, hört das Entsetzen nicht auf – im Gegenteil. Diese furchtbare Sprache, diese graue Landschaft und die schrecklich triste Stadt machen ihm schwer zu schaffen. Mit dem Kennenlernen seines Kollegen Antoine (Dany Boon) jedoch, beginnt Phillippe sich mit ihm und der Stadt anzufreunden und er merkt schnell, wie unbegründet und einfältig seine Angst vor dem ungewissen Norden doch war. Aber wie soll er seiner Frau nur erklären, dass er sich in Bergues pudelwohl fühlt? Diese Hürde gilt es zu überwinden und wie er das anstellt, ist einfach zum Brüllen. Wer die Sch’ties am Ende des Films immernoch nicht lieb gewonnen hat, sollte sich ernsthafte Gedanken machen. 🙂

Prädikat: Ungemein aufheiternde Quatschkomödie. Die beste Medizin bei schlechter Laune!

Platz 6: Sherlock Holmes: Spiel im Schatten (2011)

SHERLOCK HOLMES: A GAME OF SHADOWSIch mag Sir Arthur Conan Doyles Geschichten über den legendären Meisterdedektiv wirklich sehr und kenne alle Episoden entweder aus den Büchern selbst oder aus den 2003-2011 aufgenommenen und sehr gelungenen Maritim-Hörspielen mit Christian Rode als Sherlock Homes und Peter Groeger als Watson. Diese beiden Sprecherkoryphäen passen wie keine zweiten auf die Rollen des gleichermaßen eigensinnigen wie scharfsinnigen Sherlock Holmes und den im Gegensatz dazu geerdeten und gutmütigen Doktor. Demzufolge hatten es Sherlock Holmes und Sherlock Holmes: Spiel im Schatten (Originaltitel: Sherlock Holmes: A Game of Shadow) von Guy Ritchie zunächst nicht leicht, meine Gunst zu erlangen. Obwohl ich mich eigentlich insbesondere auf den ersten Teil gefreut habe, war ich doch ziemlich skeptisch und hatte ein bisschen Angst vor dem Ergebnis. Jedoch völlig unbegründet, wie ich schnell merkte. Zwar sind Doyles Kurzgeschichten im Original doch etwas weniger actionreich und Sherlock Holmes kein solcher Haudegen wie Robert Downey Jr. in den Blockbustern, aber Tabus sind ja bekanntlich dazu da, um gebrochen zu werden. Und so ganz an den Haaren herbei gezogen ist Holmes Waghalsigkeit auch nicht, hat er doch sämtliche Kampfsportarten studiert und sich selbst angeeignet. In Sherlock Holmes: Spiel im Schatten wird Holmes Aktionismus gwissermaßen auf die Spitze getrieben und es macht unglaublich Spaß, dabei zuzugucken. Ich finde sogar, dass ihm diese neue aufgefrischte Ausgebufftheit sehr gut steht. Beim Hören der Hörspiele hatte ich mir die beiden Legenden ähnlich vorgstellt – gut, vielleicht etwas älter, aber im Grunde ist auch das Film-Duo meisterhaft getroffen und mit Robert Downey Jr. und Jude Law exzellent besetzt. Teil 1 ist ebenso wie Teil 2 sehr gut gelungen. Der zweite Teil gefällt mir aufgrund der Story und der technischen Effekte, die hier noch einmal eine Steigerung erfahren haben, aber noch einen Ticken besser. In Anlehnung an den Fall „Das letzte Problem“ nimmt es Holmes mit seinem Erzfeind Professor Moriarty (Jared Harris) auf. Weiterhin sind Elemente aus „Der griechische Dolmetscher“, „Das leere Haus“ und „Der Mann mit der entstellten Lippe“ wiederzufinden. Requisiten, Kostüme, Farbgebung und Special Effects machen den Film rund und beweisen, dass Sherlock Holmes ganz und gar nicht eingestaubt ist. Wer die Atmosphäre des düsteren Londons im 19. Jahrhundert mag und etwas für Doyles Geschichten übrig hat, wird bei diesem Film auf seine Kosten kommen.

Prädikat: Detailverliebter, intelligenter und gewitzter Actionthriller rund um eine der bekanntesten Literatur-Kultfiguren. Bestens geeignet für Samstag-Abende auf dem Sofa!

Platz 7: Das Fenster zum Hof (1954)

Das_Fenster_zum_Hof_8Mein liebster Hitchcock-Klassiker hat den siebten Platz ergattert. Mit Vertigo, Psycho und Die Vögel kann Das Fenster zum Hof (Originaltitel: Rear Window) locker mithalten. Als einer der ersten Thriller mit dem Motiv des Voyeurismus‘ ist er Vorbild für viele folgende Filme dieser Art. Auffallende Ähnlichkeiten sind vor allem in dem 2007 erschienenen Thriller „Disturbia“ zu entdecken, der als eine Neuinterpretation gesehen werden kann und die Figurenkonstellation und Handlungsstränge des 1a-bestezten filmischen Vorreiters detailliert aufgreift. In den Hauptrollen des Originals spielen der wunderbare James Stewart und die unvergessene Grace Kelly über die Maßen überzeugend und symphatisch. Nach einem Beinbruch ist der Modefotograf L.B. Jefferies, Jeff genannt (James Stuart), in seiner Wohnung an den Rollstuhl gefesselt. Aus Langeweile beginnt er von seinem Wohnzimmerfenster aus die Nachbarn zu beobachten und im wahrsten Sinne des Wortes näher unter die Lupe – oder viel besser das Fernglas und Teleobjektiv – zu nehmen. Seltsames scheint da vor sich zu gehen. Neben einer einsamen jungen Frau und einem älteren Ehepaar beobachtet er den gegenüberwohnenden Lars Thorwald (Raymond Burr), der sich höchst verdächtig verhält und dessen Frau von einem auf den anderen Tag plötlich von der Bildfläche verschwindet. Hat dieser Thorwald etwa seine Frau ermordet? Jeff weiht seine Verlobte Lisa Carol Fremont (Grace Kelly), seine Pflegerin Stella (Thelma Ritter) und schließlich auch seinen alten Freund Detective Tom J. Doyle (Wendell Corey) von der New Yorker Kripo in seine Beobachtungen ein und äußert seinen schrecklichen Verdacht. Tom kann jedoch mangels Beweisen nich viel ausrichten und so nehmen Jeff und Lisa die Sache letztlich selbst in die Hand. Das Fenster zum Hof bleibt bis zur letzten Minute unglaublich spannend. Nach Hitchcocks Art wird die Geschichte bewusst auf verschiedenen Interpretationsebenen erzählt. Auch sonst gibt es stilistisch nichts zu meckern. Aber wen wundert das. Der „Master of Suspense“ verstand sein Handwerk ja wie kein zweiter.

Prädikat: Ein Klassiker der Filmgeschichte. Wer was auf sich hält, MUSS diesen Film gesehen haben!

Platz 8: Friendship! (2010)

4a2da8d79e24fBei Platz 8 muss ich etwas weiter ausholen. Markus Gollers Film Friendship! widmet sich einem Thema, dem ich gewissermaßen kritisch, aber auch empfindlich gegenüberstehe. Als ehemaliges „Ostkind“, das in den letzten Zügen der DDR geboren wurde, kenne ich die Verhältnisse zwar kaum noch aus eigenem Erleben, habe mich aber aufgrund der Erzählungen meiner Familie und den gängigen Meinungen über den sogenannten Unrechtsstaat in den Medien eingehend immer und immer wieder mit dem Thema beschäftigt, bis es mir zu den Ohren wieder rausquoll. Eigentlich bin ich das Thema DDR und jegliche Filme darüber leid. Nicht weil ich die ganze Sache verklärt sehe oder umgekehrt, sondern weil ich es absolut anmaßend finde, wie propagandistisch andauernd von „Ostalgie“ und „Ostalgiefallen“ gesprochen wird. De facto dürfen Filme dieser Art nur zeigen, dass jeder DDR-Bürger systematisch von der Stasi bespitzelt und fertig gemacht wurde. So war es aber eben nicht. Es gab ein normales Leben abseits des Politbüros und nicht jeder war Künstler oder Literat. Ich will sagen, dass es IMMER zwei Seiten der Medaille gibt, die für sich stehen. Und jeder hat ein Recht auf seine Erinnerungen, ob gut oder schlecht. Friendship! ist ein Film, der beide Seiten zeigt und das durchaus darf, soll und kann – auf lustige und tragische Weise und so wie es eben war, ohne irgendetwas schönen zu müssen. Die Freunde Tom (Matthias Schweighöfer) und Veit (Friedrich Mücke) machen nach dem Mauerfall urlaubstechnisch in den Westen rüber, wie man so schön sagt. Nicht irgendwohin, sondern nach Amerika – nach San Francisco. Die Reise ist wahrlich abenteuerlich. Es geht per Anhalter quer durch die USA. So lernen sie nicht nur viele nette Leute kennen, sondern genießen vor allem die neugewonnene Freiheit. Für Veit bedeutet die Reise aber auch eine Fahrt ins Ungewisse, denn er will seinen zwölf Jahre zuvor aus der DDR geflohenenen Vater, der nun in San Francisco leben soll, wiederfinden. Am Ziel angekommen, ist die Erkenntnis sehr bitter. Der Film ist eine Mischung aus Roadmovie, Komödie und Drama. Ich mag den Film sehr gern, schon allein deswegen, weil es solche Filme selten gibt und weil ich viele Dinge, die im Film vorkommen, eben doch noch kenne und mich darin wiederfinde. Friendship! ist ein intelligenter Genremix, der sich unaufdringlich und mit viel Feingefühl einem noch immer schwierigem Thema widmet und trotzdem saukomisch ist.

Prädikat: Ein Film über die Ambivalenz deutscher Geschichte auf Roadmovie-Art. Besonders wertvoll!

Platz 9: Titanic (1997)

Titanic_3d_8Und da ist er: der wahrscheinlich abgesdroschenste Film aller Zeiten, wahrscheinlich noch vor „Pretty Woman, „Vom Winde verweht“ oder „Stolz und Vorurteil“. Eine Inhaltsangabe spare ich mir deshalb einfach mal. Entweder man liebt diesen Film oder man hasst ihn. Etwas dazwischen gibt es nicht. Man kann ja über James Camerons wohl bekanntestes Werk denken und sagen, was man will, aber eines muss man dem Film in jedem Fall lassen: Technik, Maske, Kostüm, Kulisse, Besetzung und Musik – all das ist kaum zu übertreffen und hat wohl die meisten Zuschauer wenigstens beim allerersten Mal mitgerissen. Ich gehöre zu den Leuten, die auch bei der hundertsten RTL-Ausstrahlung wieder hängen bleiben und mitfiebern. Im Vordergrund steht zwar die schon tausend Mal gesehene Liebesgeschichte nach Schema F, aber die Historie rückt deshalb keineswegs in den Hintergrund. Auf verschiedenen Handlungsebenen wird versucht, diese zu rekonstruieren und aus den Augen der Passagiere unterschiedlicher Klassen wiederzugeben. Ein gewisser Hang zur Theatralik und Dramatik, der dem Film ja oft zur Last gelegt wird, ist ja thematisch schon gegeben und demzufolge schwierig zu vermeiden. Und was wäre der Film auch ohne den zusätzlichen „Schmalz“? Kate Winslet und Leonardo DiCaprio erlangten in ihren Rollen als bedauernwertes reiches Mädchen Kate, das zwangverheiratet werden soll und als armer Schlucker Jack, der von der Hand in den Mund lebt, auch ohne einen Oscar für ihre Leistungen bekommem zu haben, absoluten Weltruhm. Mal abgesehen davon räumte der Blockbuster bei den Academy Awards 1998 fast in allen anderen Kategorien ab und wurde zudem mit vier Golden Globes ausgezeichnet. James Camerons Mut, einen Film solcher sowohl finanzieller als auch technischer Größenordnung zu initiieren, wurde belohnt und zahlt sich wohl bis heute doppelt und dreifach aus. Auch wenn die Meinungen über Titanic gespalten sind, ist dies ein Film, der in die Geschichte eingegangen ist.

Prädikat: Herzschmerzkino vom Feinsten. Kommt man nicht dran vorbei!

Platz 10: Ray (2004)

NEBpgIEFkHE7FB_1_1Platz 10 geht an Ray von Taylor Hackford und damit an eine zweite hervorragende Künstlerbiographie. In ihr wird hingebungsvoll die Geschichte des „King of Soul“ Ray Charles erzählt, großartig verkörpert durch Jamie Fox. Der Film beginnt mit dem Karrierestart des Künstlers in Seattle und Rückblicken in die frühen Kindheitstagen, die Ray Charles Robinson, so sein bürgerlicher Name, Mitte der 30er Jahre in ärmlichen Verhältnissen in Albany (Georgia) und später in Greenwich (Florida) verbringt. Leicht hat es der kleine schwarze Junge nicht. Er wächst in einer Zeit auf, in der die Rassentrennung den Alltag der Menschen in Amerika bestimmt. Mit sechs Jahren muss er mit ansehen, wie sein jüngerer Bruder in einem Waschzuber ertrinkt. Die Schicksalsschläge reißen nicht ab, denn knapp ein Jahr später beginnt Ray an Grünem Star zu erblinden. Als Ray 14 Jahre alt ist, verstirbt seine noch junge Mutter. Trotz allem kämpft er sich durchs Leben, besucht eine Blinden- und Gehörlosenschule und erlernt das Klavierspielen. Die Musik hilft ihm, seinen Schmerz und die ständigen Bevormundungen und Hänseleien von außen zu verarbeiten und wird das Wichtigste in seinem Leben. In Seattle wird er nach ein paar Gigs in einer Spelunke von dem Musiklabel Swing Time Records unter Vertrag genommen. Weltruhm erlangt Ray aber erst ab 1952 unter dem bekannten R’n’B-Label Atlantic Records. Hier komponiert er zusammen mit dem Label-Gründer Ahmet Ertegün (Curtis Armstrong) und dem Musikproduzenten Jerry Wexler (Richard Schiff) Kassenschlager wie „Mess Around“ und „I’ve got a Woman. In dieser Zeit lernt er auch seine zukünftige und wunderbare Ehefrau Della Bea Entwine (Kerry Washington) kennen. Nach einem erneuten Wechsel des Labels zu ABC-Paramount veröffentlichte er schließlich seine wohl größten Hits „Geogia on My Mind“ und „Hit the Road, Jack“. Wie viele Stars vor und nach ihm, verfällt auch Ray Charles den Drogen, wird schwer heroinabhängig und lässt Entziehungskuren über sich ergehen. Er schafft es jedoch dem Drogensumpf zu entfliehen. Ray zeigt nicht nur die Biographie eines Künstlers, der unvergessene Musik hervorbrachte, den R’n’B maßgeblich prägte und einen neuen Musikstil namens Soul kreierte, Ray zeichnet vor allem die Entwicklung eines genialen Geistes unter erschwerten Bedingungen nach. Höchst bemerkenswert ist die Leistung des Hauptdarstellers Jamie Fox, der mit Ray Charles zu verschmelzen scheint und sogar die Songs größtenteils selber singt. Nicht verwunderlich also, dass er dafür 2005 einen Oskar und einen Golden Globe verliehen bekam.

Prädikat: Ein großartiger Film über eine noch großartigere Musik-Legende. Ein Must-See für alle Soul-Verrückten!

Platz 11: Der große Gatsby (2013)

Gäbe es bei einer Top-Ten einen Platz 11, würde er an Baz Luhrmanns Der große Gatsby (Originaltitel: The Great Gatsby) gehen. Tja, hätte, hätte, Fahrradkette. Der glückliche Umstand, dass dieser Tage die DVD zum Film erschienen ist, veranlasst mich aber dazu, in Kürze eine DVD-Kritik zum Film hochzuladen, auf die ich an dieser Stelle schon mal verweisen möchte.

Ok. Das war’s dann erstmal von mir.   fg